In der Schweiz stellt die Firma Elco aus Brugg AG Wahl- und Abstimmungscouverts her. CEO Hans-Jörg Aerni (53) verfolgt das Debakel in Österreich genau und sagt: «Das könnte bei uns nicht passieren.»
Was dort geschah, ist absurd. Die Wiederholung der Wahl des Bundespräsidenten muss verschoben werden. Die Wahlcouverts öffnen sich, die Stimmen werden ungültig. Weil der Leim mangelhaft ist.
Die Stichwahl zwischen dem rechtsgerichteten FPÖ-Mann Norbert Hofer (45) sowie dem ehemaligen Grünen und nun unabhängigen Kandidaten Alexander Van der Bellen (72) war für den 2. Oktober geplant. Eine ordnungsgemässe Durchführung sei aber nicht möglich, sagte Innenminister Wolfgang Sobotka (60, ÖVP). Er will die Wahl noch 2016 durchführen und peilt nun den 4. Dezember an.
Die schadhaften Couverts stammen aus einer deutschen Druckerei. Die Österreicher möchten für die Stichwahl andere beschaffen. Problem: Dafür bräuchte es eine Gesetzesänderung.
Wahl- und Abstimmungs-Umschläge in der Schweiz haben ein Qualitätszertifikat, das mit der Post erarbeitet wurde. «Als wir vor einem Jahr neue einführten», sagt Aerni, «haben wir zuerst Tausende hin und zurück verschickt.» Die Zweiweg-Couverts bestanden im Feldversuch, was Aerni nicht überrascht: «Wir machen das ja nicht erst seit gestern.»
Nebst den Feldversuchen setze Elco aber auch auf interne Kontrollen. Jedes Produkt wird geprüft. Den Leim bezieht Elco «von einer Firma in Europa». Den Namen will Aerni nicht preisgeben.
Gerne würden die Schweizer auch Österreich beliefern. «Wir wären nicht abgeneigt», räumt Aerni ein, «wollen uns aber nicht aktiv bemühen.»
Die Lieferfrist wäre für die 300 Mitarbeiter von Elco kein Problem. Jährlich stellen sie 1,5 Milliarden Couverts her. Mit einer Tagesproduktion von acht bis zehn Millionen Umschlägen wäre der Auftrag für die 6,4 Millionen Wahlberechtigten in Österreich in nicht einmal einem Arbeitstag erledigt.