Zoë Jenny (41) gehört zu den schärfsten Kritikern der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (Kesb). Nach dem Fall Flaach ZH startete die Schriftstellerin eine Initiative gegen die Kesb in ihrer heutigen Form. Sie fordert mehr Bürgernähe der Behörde, damit sich ein solcher Fall nicht wiederholt.
Am Neujahrstag 2015 hatte eine Mutter in Flaach ZH ihre beiden Kinder getötet, weil sie sie nicht ins Heim geben wollte. Vergangene Woche entlasteten nun Gutachter die Kesb. Die Mutter sei psychisch krank, die Tat nicht vorhersehbar gewesen. Kurz danach ging die Zürcher Justizdirektorin Jacqueline Fehr in einem Interview mit der «SonntagsZeitung» hart ins Gericht mit Zoë Jenny.
Sie habe sich vorschnell und mit Mutmassungen ein Urteil gebildet, so Fehr. Auch bei ihrer eigenen Trennung habe Jenny über die Stränge geschlagen: “Sie hat sich lange und lautstark beklagt, und irgendwann trat ihr Ex-Partner ganz bescheiden auf und sagte: Vielleicht war es doch noch ein bisschen anders.”
Die Kritik enttäuscht Zoë Jenny: “Es ist ungeheuer, dass eine Regierungsrätin so über eine Bürgerin spricht, die sich politisch engagiert.” Ihre eigene Geschichte mit der Kesb spiele im Zusammenhang mit dem Fall Flaach keine Rolle. Fehr greife sie persönlich an. “Ihr fehlen offenbar gute Argumente, mit denen sie mir auf Sachebene begegnen kann. Und sie will vom Versagen ihrer eigenen Leute ablenken.” Jenny bezeichnet die Pressekonferenz von letzter Woche und das Gutachten des Psychiaters Frank Urbaniok als “Schauprozess gegen eine Tote”.
Kesb soll in Schwyz wieder Gemeindeaufgabe werden
Doch Jenny will, nach dem fernmündlichen Duell mit Justizdirektorin Fehr, nach vorne schauen. Sie schreibt an einem Buch und will sich weiterhin auf ihre Initiative konzentrieren. Einen ersten Erfolg kann sie verbuchen: Als erster Kanton wird Schwyz innerhalb eines Jahres über die Arbeit der Kesb abstimmen. Am 4. März wird Jenny und ihre Mitstreiter rund 4000 beglaubigte Unterschriften einreichen. Gesamthaft sammelte das Komitee 5000 Unterschriften. Es soll erreichen, dass das Vormundschaftswesen zurück in die Obhut der Gemeinden geht.
Eine entsprechende Initiative sei auch auf Bundesebene geplant.