Er wollte ein Abenteuer erleben. Am 1. September in der Schweiz gestartet, hatte der Zürcher (36) vor, innert 10 Wochen mit seinem weissen Jeep quer durch Afrika zu brettern. Das ferne Ziel: Namibia. Doch nach etwas mehr als 4000 Kilometern endete das Abenteuer vergangene Woche abrupt – in einer kahlen Zelle in der Polizeistation Sallum in Ägypten.
Nils J.* war am Montagabend zusammen mit einem Kollegen an der ägyptisch-libyschen Grenze verhaftet worden. Die Grenzbeamten verdächtigten die Durchreisenden der Spionage. Die Grundlage für den Verdacht bildeten eine leere Patronenhülse, zwei Walkie-Talkies sowie eine mit einer Kamera ausgestattete Drohne im Gepäck der beiden.
Die Patronenhülse hatten die beiden Touristen auf ihrem Weg durch Libyen auf der Strasse gefunden und als Souvenir mitgenommen. «Mit der Drohne wollten wir schöne Panorama-Fotos schiessen», erklärt J.
Heute Morgen in Zürich gelandet
Dazu kamen sie nicht. Fünf Tage lang hielt die ägyptische Polizei die mutmasslichen Spione fest. Gestern kam J. schliesslich frei. Er wurde an den Flughafen Kairo eskortiert und landete heute Morgen in Zürich.
«Das Schlimmste war die Ungewissheit», sagt J. rückblickend. «Es wurde nie gesagt, was uns vorgeworfen wird.» Bis Dienstagabend hätten die beiden nicht einmal gewusst, dass die Polizei sie verhaftet hatte.
Einfuhr war illegal
Dabei fing alles ganz harmlos an. «Als wir an der Grenze ankamen, mussten wir das Auto ausräumen», erzählt J. Er habe den Beamten erklärt, wofür sie die Drohne brauchen. Anschliessend wurden sie in ein Büro gelotst. «Dort wurde uns gesagt, dass die Einfuhr des Quadrocopters illegal ist.»
Morgens um vier Uhr, nach drei Stunden Diskussion mit den Behörden, brachten die Beamten die beiden zu einem Polizeiposten in Sallum. «Plötzlich waren wir in einer Zelle», erinnert sich J. Gepäck und Handys wurden ihnen weggenommen, in Handschellen wurden sie tags darauf zum Verhör geführt. «Die Polizei behandelte uns relativ gut», meint er. Weshalb er schliesslich freigelassen wurde, weiss J. jedoch bis heute nicht.
Wenige Stunden nach seiner Freilassung plant der Abenteurer bereits wieder die Rückkehr nach Afrika. «Mein Kollege hat genug Abenteuer. Ich habe aber noch sieben Wochen Ferien», sagt J. Genug Zeit, um einen zweiten Versuch zu starten. (lha)
*Name geändert
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