Bisher gibt es etwa 1000 Spinnenarten in der Schweiz. Etwa ein Dutzend von ihnen können Menschen beissen. Darunter auch die Nosferatu-Spinne. Doch diese Art war früher hierzulande nicht beheimatet. Die Tiere leben eigentlich in Nordafrika und im Mittelmeerraum.
Doch durch die Globalisierung und Erderwärmung fühlt sich die Nosferatu-Spinne plötzlich auch in Deutschland und in der Schweiz wohl. Die Art breitet sich weiter aus. In mehreren Kantonen ist sie bereits zu Hause. Und sorgt für Aufsehen. «Wir waren auf der Baustelle, als plötzlich diese grosse Spinne auftauchte. Meine Kollegen sind vor Schreck zur Seite gesprungen», sagte Thomas Hohl aus Binningen BL zu Blick.
Gibt es weitere giftige Arten, mit denen wir in der Schweiz bald rechnen müssen?
Für Spinnen-Experte Ambros Hänggi (65) vom Naturhistorischen Museum Basel ist klar. «Es gibt im europäischen Raum eine ganze Reihe von Spinnenarten, die sich langsam ausbreiten.» Der 65-Jährige ist Biologe und war von 2004 bis 2010 Leiter der Abteilung Biowissenschaften und Mitglied der Geschäftsleitung des Naturhistorischen Museums Basel. Er ist bis heute als freiwilliger Mitarbeiter bei der Institution tätig und ist Co-Autor des unlängst erschienenen Buches «Spinnen – Alles, was man wissen muss».
Falsche Witwe auf dem Vormarsch
Vom Bund wird demnächst eine aktualisierte Liste der invasiven Arten in der Schweiz erwartet. Gerade sorge in Frankreich und Italien die für den Menschen gefährliche Violinspinne aus Nordamerika immer wieder für Aufsehen, erklärt der Experte. Hänggi zu Blick: «Ihre Bisse sind sehr schmerzhaft.» Falls man von einer Spinne gebissen werde, sei es nicht einfach, diesen einer Spinnenart zuzuordnen. «Die Bestimmung der Spinnenarten ist eine Herausforderung.» «Erst recht, wenn es – wie im Fall der Violinspinne – eine einheimische und eine zugewanderte Art gibt.»
Eine weitere Spinnenart, deren Bisse für den Menschen gefährlich sind, ist die Falsche Schwarze Witwe. «Ihre Bisse können in Einzelfällen für mehrere Wochen Schmerzen auslösen», sagt Hänggi. «Die Falsche Schwarze Witwe ist im Mittelmeerraum heimisch. Man erwartet, dass sie demnächst in den Norden kommt. Im Tessin ist sie schon bekannt.»
Im bisherigen Ausbreitungsgebiet der Falschen Schwarzen Witwe, etwa in Korsika, hat man laut Hänggi gelernt, damit umzugehen. «Wenn man gebissen wird, geht man einfach zum Arzt und bekommt dort ein Serum gegen das Spinnengift gespritzt.»
Verbreitung mit dem Wind
Eine der grössten Erfolgsgeschichten aus Sicht der Spinne betrifft die Mermessus trilobatus, die eigentlich in Nordamerika beheimatet ist. «In Europa wurde sie 1982 zum ersten Mal bei einem Truppenübungsplatz der US-Armee in Deutschland entdeckt. Mittlerweile ist sie überall auf dem europäischen Kontinent verbreitet.»
Die Spinnenart ist rund zwei Millimeter klein. «Innerhalb von Europa wurde sie wohl auch mit dem Westwind verbreitet», erklärt der Spinnenexperte. Tropische Giftspinnen hingegen, die etwa in Pflanzentöpfen in die Schweiz gelangen, werden sich Hänggi zufolge in der Schweiz nicht ansiedeln können. «Sie überleben den Winter in unserem Klima gar nicht.»
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