Ex-Tönnies-Berater Sigmar Gabriel unter Beschuss
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Corona in Schlachthöfen:Schweizer Fleischbetrieben sind Mitarbeiter nicht wurst

Nach Corona-Ausbruch in deutschen Schlachthöfen
Schweizer Fleischbetrieben sind die Mitarbeiter nicht wurst

In Deutschland häufen sich beim Billigfleischhersteller Tönnies die Corona-Infektionen. Über 1300 Angestellte haben sich bereits infiziert. Schweizer Produzenten wurden bislang verschont. Nicht ohne Grund, betonen die Verantwortlichen.
Publiziert: 22.06.2020 um 23:31 Uhr
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Aktualisiert: 23.06.2020 um 08:43 Uhr
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Marco Latzer

Mindestens 1331 Angestellte haben sich im Schlachtbetrieb Tönnies in Gütersloh (Nordrhein-Westfalen) mit dem Coronavirus angesteckt. Es handelt sich um den grössten Infektionsherd von ganz Deutschland. Die Behörden haben den Fleischhersteller dichtgemacht und alle 6500 Tönnies-Mitarbeiter in zweiwöchige Quarantäne geschickt.

Eine ganze Region zittert vor einem neuerlichen Lockdown und den damit verbundenen, äusserst einschränkenden Massnahmen (BLICK berichtete). Dass sich der Covid-Erreger ausgerechnet in der Fleischindustrie rasend schnell auszubreiten weiss, ist kein Zufall. Die in den Kühlhäusern vorherrschenden Temperaturen von rund 12 Grad gelten dafür als ideal.

Ein Dutzend Infektionen bei Micarna

Trotzdem ist in der Schweiz bislang keine Häufung von Corona-Infektionen zu verzeichnen, ganz im Gegenteil. «Von insgesamt 3000 Mitarbeitenden war in den vergangenen fünf Monaten rund ein Dutzend betroffen. Mittlerweile sind alle Betroffenen wieder gesund und zurück bei der Arbeit», sagt Marcel Schlatter, Mediensprecher der Migros-Tochter Micarna, zu BLICK.

Bei Marktführer Bell, dem mit knapp 12'000 Angestellten grössten Fleischverarbeiter der Schweiz, tönt es ähnlich. Lediglich vereinzelte Fälle seien bislang zu verzeichnen gewesen. «Die Ansteckungen sind im privaten Umfeld erfolgt und standen nicht im Zusammenhang mit der Arbeitssituation in unseren Betrieben», betont Mediensprecher Fabian Vetsch.

Hygienekonzepte haben sich bewährt

Dass es in eidgenössischen Produktionsbetrieben kaum zu Übertragungen kommt, führen die Verantwortlichen auf ihre Hygienekonzepte zurück. Diese umfassen etwa strenge Handhygiene, das Tragen sogenannter Astronautenhauben, Temperaturmessungen und striktes Social Distancing – etwa in Kantinen.

Genau da dürfte es bei Tönnies in Deutschland gehapert haben. Das Unternehmen habe sich zu wenig darum gekümmert, die Hygienevorschriften einzuhalten, monieren Kritiker. So kursieren etwa Videos, die Angestellte dicht an dicht bei der Fleischverarbeitung, aber auch in Kantinen zeigen. Ein namhafter Teil der Belegschaft stammt aus Osteuropa und hat das Virus mutmasslich bei Heimataufenthalten eingefangen und nach Deutschland mitgeschleppt.

«Das Risiko ist immer noch sehr ernst zu nehmen!»

Und: Beim Billigfleischhersteller hausen viele dieser günstigen Arbeitskräfte in desolaten Massenunterkünften zusammengepfercht. «Undenkbar» seien solche Unterkunftssituationen, betont Jürg Bigler, Geschäftsführer der Bigler AG (650 Mitarbeitende) mit Sitz in Büren an der Aare BE. «In der Schweiz werden anständige Löhne bezahlt und es gibt keine Einzelbetriebe in dieser Grössenordnung.»

Trotzdem will Bigler das Coronavirus längst noch nicht auf die leichte Schulter nehmen: «Das Risiko ist immer noch sehr ernst zu nehmen und die Lockerungen erfüllen uns mit einer gewissen Sorge!» Sämtliche Vorsichts- und Schutzmassnahmen würden daher unvermindert aufrechterhalten, wie es auch die gesamte Schweizer Fleischwirtschaft tue. Aber: Mit Schutzkonzepten, Krisenstäben und Mitarbeiterschulungen ist die Branche hierzulande bislang praktisch problemlos durch die Corona-Krise gekommen.

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