Nach Brandtest-Flop in Zürich
Auch der Kanton Aargau verzichtet auf die Ikea-Häuschen

Riesenflop in Zürich: Heute Vormittag präsentiert die Stadt stolz die neuen Ikea-Häuschen für Flüchtlinge. Kurz darauf muss sie vermelden: Die Hütten genügen den Brandschutzbestimmungen nicht und müssen abgebaut werden. Auch der Kanton Aargau verzichtet auf den geplanten Einsatz.
Publiziert: 18.12.2015 um 17:05 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:21 Uhr
In einer Messehalle in Zürich-Oerlikon werden ab Januar vorübergehend 250 Asylsuchende in Selbstbau-Häuschen der Ikea Stiftung untergebracht- theoretisch.
Foto: KEYSTONE/WALTER BIERI

Am gleichen Tag, an dem das Stadtzürcher Sozialdepartement darüber informierte, dass sie in einer Messehalle ab Januar 250 Asylsuchende in Ikea-Häuschen unterbringen will, wurde von der Kantonalen Gebäudeversicherung ein Brandtest mit den Wohneinheiten durchgeführt.

Das Resultat ist ernüchternd: Die Ergebnisse der Tests hätten sehr starke Zweifel an der Einsatzfähigkeit der Wohneinheiten aufkommen lassen, heisst es in einer Mitteilung der Stadt vom Nachmittag. «Nach momentanem Erkenntnisstand wäre die Sicherheit der Bewohner bei einer Verwendung der ‹Shelter› nicht gewährleistet.»

Stadt Zürich überrumpelt

Die Ergebnisse des Brandtests kommen zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt für die Stadt Zürich. Noch am Morgen hatte sie zahlreichen Medienschaffenden den Aufbau der geplanten 62 Ikea-Häuschen und ihre Unterbringungspläne präsentiert. 250 Asylsuchende hätten ab dem 4. Januar in die Häuschen in der Messehalle einziehen sollen.

Man sei von der Neuigkeit überrumpelt worden, schreibt die Stadt. Man arbeite mit Hochdruck daran, die Konsequenzen der Ergebnisse des Brandtests abzuschätzen. Man befinde sich in engem Kontakt mit anderen Kantonen und Gemeinden, welche auf diese Art der Unterbringung gesetzt hätten sowie mit dem Hersteller, heisst es in der gemeinsamen Mitteilung der Stadt und der Asylorganisation Zürich (AOZ).

Am Entscheid, die Asylsuchenden in der Messehalle unterzubringen, will das Sozialdepartement nichts ändern. Höchstwahrscheinlich werde man aber andere Wohneinheiten suchen müssen.

Kanton Aargau will Ikea-Hütten indoor einsetzen

Konsequenzen haben die neuen Erkenntnisse über die «Shelters» auch im Kanton Aargau. Wie das Departement Gesundheit und Soziales (DGS) mitteilte, wolle man die Asylbewerber zwar wie geplant im ehemaligen A3-Werkhof in Frick unterbringen, werde aber auf den Einsatz der Ikea-Hütten verzichten. Bei den Werkhallen handle es sich grundsätzlich um eine geeignete Infrastruktur, hiess es beim Kanton.

Welche Lösung angestrebt ist, ist noch offen. Das DGS geht gemäss eigenen Angaben davon aus, dass sich in Bezug auf den Zeitplan keine grossen Änderungen ergeben. Das Baugesuch wird voraussichtlich im Januar 2016 aufliegen.

Der Kanton Aargau hat bereits 100 «Shelters» gekauft. Diese sind bei der Abteilung Militär und Bevölkerungsschutz eingelagert und sollen nun statt «indoor» später «outdoor» aufgestellt werden. Wo und wann diese zum Einsatz kommen, ist laut DGS-Sprecher Balz Bruder noch nicht bestimmt.

Eine Möglichkeit bestehe darin, die Hütten bei einem weiteren grossen Zustrom von Flüchtlingen in den Sommermonaten temporär aufzustellen. Letzten Sommer behalf sich der Kanton Aargau in einer solchen Situation in Aarau, Buchs und Villmergen mit 13 Armeezelten.

1500 Franken pro Hütte

Die so genannten «Shelters» sind Selbstbau-Hütten, die von der Ikea Stiftung in Zusammenarbeit mit dem UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR entwickelt wurden. Sie werden weltweit eingesetzt, zur Zeit etwa in Griechenland zur Bewältigung der Flüchtlingsströme.

Eine Hütte kostet gemäss Angaben der Zürcher Asylorganisation AOZ mit einer einfachen Einrichtungen rund 1500 Franken. Die Mietkosten für die Halle auf dem Messegelände betragen monatlich 30'780 Franken. (SDA/gr)

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