Heute Morgen demonstrierte der Islamische Zentralrat (IZRS) in Bern Einheit und Zusammenhalt. Der IZRS stellt sich geschlossen hinter das Vorstandsmitglied Naim Cherni (22), der in einem 38-minütigen Interview mit dem Dschihadistenführer Abdallah al-Muhaysini spricht. Über das laufende Verfahren der Bundesanwaltschaft (BA) wegen des umstrittenen Dok-Films, zeigte sich der Rat «erstaunt».
Obwohl Cherni den Dschihadistenführer im Video mit «sehr geehrter Scheich» anspricht – dass er das Gespräch geführt habe, heisse nicht, dass er sämtliche Ansichten der befragten Person teile. Vor den Medien sagte Cherni heute, er sei sich «absolut keiner Schuld bewusst».
Die Bundesanwaltschaft sieht das unter Umständen etwas anders. Sie hat laut «20min.ch» das Material bereits beschlagnahmt. Zudem wurde Youtube gemäss BA-Sprecher André Marty dazu aufgefordert, «die entsprechenden Filmdokumente umgehend aus dem Netz zu nehmen».
Durch Provokation zunehmend isoliert
Der Islamische Zentralrat versteht sich nach eigenen Angaben als «Repräsentant für islamische Angelegenheiten in der und mit Bezug zur Schweiz». Seine rund 3500 Mitglieder entsprechen aber weniger als einem Prozent der in der Schweiz lebenden Muslime. Islamkenner weisen darauf hin, dass der IZRS zu einem wesentlichen Teil aus konvertierten Muslimen besteht. Zu ihnen gehören auch die drei wohl bekanntesten IZRS-Vertreter, Präsident Nicolas Blancho und Mediensprecher Qaasim Illi sowie dessen Frau Nora.
Kritiker wie Farhad Afshar, Schweizer Soziologe iranischer Herkunft und Präsident einer Konkurrenzorganisation, halten dem Zentralrat Ähnlichkeiten mit stalinistischen Kaderparteien vor. «Die Organisation ist dem Wesen des Islams feind.» Viele seiner Mitglieder fänden sich nicht im traditionellen und differenzierten Islam wieder.
Der IZRS sei in der islamischen Gemeinschaft nicht zentral, sondern durch seine Provokationen zunehmend isoliert.
Andere Organisationen sind repräsentativer
Gesamtschweizerisch betrachtet ist der Zentralrat nur ein Verein unter vielen. Daneben gibt es beispielsweise die Föderation islamischer Dachorganisationen der Schweiz mit der Kurzbezeichnung FIDS. Nach eigenen Angaben vertritt diese gegenwärtig 170 islamische Zentren in der Schweiz. Sie sieht sich als «grösste islamische Organisation im Lande».
Experten bezeichnen die FIDS als repräsentativer für die Muslime in der Schweiz als etwa der IZRS. Zusammen mit der Koordination Islamischer Organisationen Schweiz (KIOS) ist die FIDS auch Mitglied im Schweizerischen Rat der Religionen. (lex/SDA)