Alfredo Lardelli (†59) alias Borgatte dos Santos ist tot, berichtet die «Aargauer Zeitung». «Der kleine Napoleon» gehörte zu den schillerndsten Figuren im Zürcher Milieu. 1987 wurde er wegen Dreifachmords zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt - 14 Jahre sass er ab. Er hatte in Siggenthal-Station den Mann seiner Freundin und zwei Prostituierte umgebracht. Kurz darauf parkierte er seinen roten Porsche 911 vor dem Bezirksamt Baden. Lardelli stellte sich: «Ich bringe ihnen hier die Mappe mit meiner Pistole, mit der drei Menschen erschossen wurden», sagte er den Beamten, wie er in einem BLICK-Interview 1999 erzählt. Kurz darauf widerrief er das Geständnis - er hätte nur den Mann getötet, seine Freundin die Dirnen.
«Der Knast hat mich nicht gebrochen - im Gegenteil», sagte der ehemalige Immobilienmakler später. Aber auch nach der Zuchthaus-Zeit sollte Lardelli weiter für Schlagzeilen sorgen: Der ausgebildete Bäcker-Konditor eröffnete einen Party-Service, Zürcher Party-Gänger wunderten sich, als ihnen nach durchzechter Nacht im «Happy Beck» gegenüber des Clubs «Zukunft» plötzlich der verurteilte Dirnenmörder Sandwiches verkaufte.
Im Gefängnis hatte Lardelli eine Brasilianerin geheiratet und sich in Borgatte dos Santos umbenannt. So oder so blieb er aber Stammgast in den Gerichten. 1999 soll er sich als Polizist ausgegeben und mit Blaulicht zwei Motorradfahrer gestoppt haben. 2004 soll er im Rahmen des Streits um sein Puff «Crazy Horse» in Wagen SZ einen Anwohner mit dem Tod bedroht haben. «Heute rot und morgen tot», soll er seinem Kontrahenten S. in der Tiefgarage gesagt haben. «Passen Sie bloss auf beim Heimfahren!» Vor Gericht lautete die Version dann so: «Ich wollte S. nur sagen, er solle auf seine Gesundheit achten und sich nicht im Streit aufzehren. Ich sah, wie S. vor Aufregung rot wurde. Das ist gefährlich für die Gesundheit.»
Ein Jahr später zerrte Lardelli - er gab sich auch als Rechtskonsulent aus - Ueli Maurer vor Gericht. Der damalige SVP-Präsident hätte einen Mietvertrag getürkt, Lardellis Klient klagte auf 250'000 Franken. Die Sache endete mit einem Freispruch.
Zuletzt wirkte Lardelli in der «Chilli's Affäre» als Sprecher des Beschuldigten Samir Y. Dem Milieu blieb Alfredo Lardelli bis zum Ende treu. (zeb)