«Die fahren hier einfach viel zu schnell»
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Anwohnerin über 30er-Zone:«Die fahren hier einfach viel zu schnell»

Mütter fordern nach Tod von Selic (†2) Massnahmen in Stetten AG
«Die Leute fahren viel zu schnell – traurig, dass etwas Schlimmes passieren musste»

An der Zileggstrasse in Stetten AG sind die Anwohner unter Schock. Am Freitagabend starb hier ein zweijähriger Junge. Was genau passiert ist, ist noch unklar. Sicher ist schon jetzt: Die Gefährlichkeit der Strasse war schon länger ein Thema.
Publiziert: 14.04.2025 um 20:34 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2025 um 22:42 Uhr
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Gina Rodriguez (34) wohnt direkt an der Zileggstrasse. Ihre Kinder dürfen nicht auf der Strasse spielen, obwohl es eine 30er-Zone ist. «Viele Autos sind viel zu schnell unterwegs. Wir haben das schon mehrmals der Gemeinde gemeldet», sagt sie.
Foto: Beat Michel

Darum gehts

  • Tödlicher Unfall in Stetten AG: Zweijähriger von SUV überfahren
  • Anwohner fordern verkehrsberuhigende Massnahmen für die gefährliche Zileggstrasse
  • 68-jährige Fahrerin kollidierte mit dem Kind, Auto kam zwei Wagenlängen später zum Stehen
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Beat MichelReporter

Dutzende Stoffbärchen, Spielzeugautos, Briefe von Kindern: Da wo der kleine Selic* (†2) in Stetten AG gestorben ist, ist ein Traueraltar entstanden. Die Trauerfamilie hat über der Gedenkstätte wegen des Nieselregens am Sonntag ein Zelt aufgestellt. Eine Anwohnerin brachte Stühle für die Trauernden.

Der tödliche Unfall passierte am Freitagabend. Eine 65-jährige Frau fährt mit ihrem silbergrauen SUV-Porsche Macan auf der Zileggstrasse um den 90-Grad-Knick und dann in Richtung Osten. Auf Höhe der beiden Spielplätze der Mehrfamilienhäuser links und rechts der Strasse passiert der Unfall. Das Auto überfährt den zweijährigen Buben. Laut Augenzeugen kommt das Auto erst zwei Wagenlängen nach dem Crash zu stehen. Die Anwohner leisten sofort erste Hilfe, bald landet ein Rega-Helikopter. Doch dem Kind kann niemand mehr helfen. Die Kopfverletzungen sind zu schwer. Der Bub stirbt sofort.

Berüchtigte Strasse

Die Strasse ist laut mehreren Anwohnerinnen schon länger berüchtigt unter Eltern von kleinen Kindern – und das, obwohl hier Tempo 30 gilt. «Ich habe schon immer streng verboten, diese Strasse zu überqueren», sagt Sara Bitunjac (27), die gerade mit ihren zwei Kindern auf den südlicheren der zwei Spielplätze gekommen ist. Während sie mit dem Blick-Reporter spricht, lässt sie ihre zwei Kinder nie aus den Augen. «Die Zileggstrasse ist gefährlich. Ich sehe immer wieder Autos, die zu schnell unterwegs sind. Es braucht wirksame Schwellen oder Schikanen. Jetzt kann man einfach durchflitzen», sagt sie.

Unmittelbar an der Zileggstrasse wohnt Gina Rodriquez (34). Ihre Kinder sind schon etwas grösser, sie spielen vor der Wohnung Fussball. «Auf der Zileggstrasse spielen ist tabu», sagt sie. «Wir haben uns schon mehrmals in den letzten Jahren bei der Gemeinde und beim Abwart beschwert. Mit der Strasse muss etwas gemacht werden. Die jetzigen Massnahmen sind ungenügend», sagt die Sachbearbeiterin. «Die Leute fahren viel zu schnell. So traurig, dass erst etwas Schlimmes passieren muss.»

«Wenn ein Auto ums Eck schiesst, sieht man es nicht kommen»

Zufrieden ist sie, dass die Strasse beim vor dem angrenzenden Kindergarten vor Kurzem für den motorisierten Verkehr gesperrt wurde. «Die Massnahme bringt so viel Lebensqualität», sagt sie. Sie kritisiert auch den 90-Grad-Knick in der Zileggstrasse. «Wenn ein Auto ums Eck schiesst, sieht man es nicht kommen. Es ist einfach plötzlich da.» Auch sie fordert wirksamere Massnahmen, damit die Autofahrer automatisch besser aufpassen.

Die bereits installierten Massnahmen der Gemeinde sind in der Strasse recht unterschiedlich. In der Hälfte der Einfamilienhäuser stehen die Bäume auf der Strasse und bringen eine gewisse Verengung mit sich. Anders zwischen den Mehrfamilienhäusern und den Spielplätzen: Hier stehen die neuen Bäume auf dem Trottoir. Sie bringen für die Fussgänger zwar Schatten, aber hindern Autofahrer nicht an der schnellen Fahrt.

Gemeindeammann Stephan Schibli betont, dass an der Strasse bereits verkehrsberuhigende Massnahmen umgesetzt worden sind. Und: «Nach unserem aktuellen Kenntnisstand und den verfügbaren Daten der Polizei ist die Zileggstrasse nicht als Unfall-Hotspot eingestuft», schreibt er Blick. Doch er schliesst Massnahmen nicht aus. Schibli schreibt: «Die Analyse des aktuellen Unfalls durch die zuständigen Stellen wird uns helfen, zu verstehen, ob und welche zusätzlichen Massnahmen sinnvoll und notwendig sind.»

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