Am Dienstagabend um 19 Uhr ist die Jagd nach Franz Wrousis endlich vorbei. Der Motorsägen-Mann ist gefasst. 45 Minuten nachdem der entscheidende Hinweis aus der Bevölkerung kommt, klicken in Thalwil ZH an der Gotthardstrasse die Handschellen. 63 Kilometer entfernt von Schaffhausen, wo der Eigenbrötler am Montag in einer Filiale der CSS-Versicherung die Mitarbeiter Antonio B.* (45) und Mike F.* (40) mit einer Motorsäge verletzt hatte. Aus dem Nichts. Denn wie die CSS gestern bekannt gab, habe Wrousis zwar ein dickes Dossier bei ihnen gehabt, er sei aber immer freundlich gewesen und habe nie jemanden bedroht.
Doch der zweifach vorbestrafte 51-Jährige ist auch bei seiner Verhaftung bewaffnet. Die Motorsäge trägt er zwar nicht mehr auf sich, dafür zwei geladene Pistolenarmbrüste und angespitzte Holzstäbe. Pistolenarmbrüste gelten zwar nicht als Waffe, sondern sind Sportgeräte – trotzdem sind sie tödlich. Metallbolzen können damit mit über 200 km/h verschossen werden.
Doch wie die Polizei gestern mitteilte, sei Wrousis bei seiner Verhaftung «anständig und kooperativ» gewesen und habe sich ohne Gegenwehr festnehmen lassen.
«Er schlurfte so komisch»
Anwohner schildern gegenüber BLICK, wie er vor dem Snowboard-Laden von zwei Polizisten in Zivil verhaftet wurde. «Es war kurz vor 19 Uhr. Es herrschte ein grosses Polizeiaufgebot.», sagt eine Nachbarin. Wie er von Schaffhausen nach Thalwil kam, ist noch unklar. Wrousis wurde gestern Nachmittag ein erstes Mal befragt. Auf den letzten Metern seiner Flucht wurde er dafür von gleich mehreren Augenzeugen beobachtet. Von der Unterführung am Bahnhof ging er zur Hauptstrasse hoch und riskierte so, gesehen zu werden.
Pizza-Bäcker Liman Kabashi von der Pizzeria Pipponi im Ortszentrum hatte ihn sofort erkannt. «Das ist doch der Motorsägen-Mann!», rief er. Anders sein Gast, Yli Kastrati (63), der Wrousis auch sah. «Ich sagte nur, du spinnst ja! Was macht der Motorsägen-Mann in Thalwil? Er ging mit gesenktem Kopf. Ich dachte nur, das kann doch nicht sein!»
Wrousis' Weg führte an der Gotthardstrasse am Haus von Marlies K. (65) vorbei. «Ich fuhr mit meinem Jaguar die Strasse entlang, da ist er mir sofort aufgefallen, er hatte einen Kapuzenpullover an und eine grosse Tasche dabei und schlurfte so komisch», erzählt sie.
Nur 280 Meter entfernt von dem Ort, an dem sie Wrousis gesehen hat, liegt die Thalwiler CSS-Filiale. CSS-Sprecherin Christina Wettstein: «Wir haben natürlich alle spekuliert, wo Franz Wrousis als Nächstes zuschlagen könnte und hatten Angst, ob er wieder in eine unserer Filialen stürmen wird.»
Seit Wrousis im Schaffhauser Gefängnis sitzt, atmet man jetzt nicht nur bei der CSS auf.
*Namen der Redaktion bekannt