Am frühen Morgen des 28. Juli 2019 tötete der eifersüchtige Jürgen T.* (35) in Au ZH seine Freundin Verena K.* (24), die sich von ihm trennen wollte. Während der grausamen Tat schlief der neun Monate alte Sohn des Paares nebenan im Kinderzimmer.
Beim gestrigen Prozessauftakt vor dem Bezirksgericht Horgen erzählte der Deutsche, dass er vor dem Verlassen der Wohnung dem Kind noch einen Abschiedskuss gegeben habe.
In der Brust steckte noch das Tatmesser
Jürgen T. hatte auf einem Polizeiposten angegeben, er habe seiner Freundin etwas Schlimmes angetan. Es gehe ihr nicht gut. Als Beamte der Zürcher Kantonspolizei in der Wohnung in Au Nachschau hielten, entdeckten sie die Leiche von Verena K. In ihrer linken Brust steckte noch das Tatmesser.
Jürgen T. hatte seiner Freundin erst eine Schaumweinflasche etwa siebenmal mit Wucht auf den Kopf geschlagen, bis zur Besinnungslosigkeit gewürgt und ihr ein Fleischermesser mehrmals in Brust und Schulter gerammt. Laut Staatsanwalt Adrian Kaegi habe der Angeklagte besonders skrupellos und heimtückisch gehandelt und seiner Lebenspartnerin «in grausamer Weise unnötige qualvolle Schmerzen verursacht». Er fordert eine lebenslängliche Strafe wegen Mordes und weiterer Delikte.
Deutscher galt als krankhaft eifersüchtig
Gemäss Anklage soll Jürgen T. einige Tage vor der Tat auf dem Handy seiner Partnerin einen Chat entdeckt haben. Darin steht, dass Verena K. mit einem anderen Mann ein Liebesverhältnis eingegangen sei. Der Beschuldigte behauptet, erst während des Strafvollzugs von der Liebesgeschichte erfahren zu haben.
Der Deutsche galt gemäss ihrem Bekanntenkreis als krankhaft eifersüchtig. Er hatte am gemeinsamen Arbeitsplatz sogar Kollegen beauftragt, Verena K. zu beschatten. Habe ihr verboten, in den Ausgang zu gehen, sich zu schminken, die Haare offen zu tragen und Fröhlichkeit auszustrahlen. Sogar lachen sollte sie nicht. «Er war extrem eifersüchtig und hat sie als Nutte beschimpft», bestätigt die beste Freundin als Zeugin. Ob er vom Liebesverhältnis gewusst habe, wisse sie nicht. Dies alles wird von Jürgen T. in Abrede gestellt.
«Die Wut ist eskaliert»
Auf die Frage von Gerichtspräsident Reto Nadig, wie er den Gefängnisalltag erlebe, meinte Jürgen T. weinend: «Es ist schwierig, mit der Tatsache umzugehen, weshalb ich hier bin. Dass es nicht entschuldbar ist.»
Jürgen T. gab an, dass er nicht geplant habe, Verena zu töten. «Ich wollte nochmals mit ihr reden, dass alles gut kommt. Doch sie reagierte abweisend.» Auf die Frage, warum er auf sie eingestochen habe, antwortete er: «Die Wut ist eskaliert.»
Neben der Tötung wird dem kaufmännischen Angestellten vorgeworfen, seine Freundin praktisch täglich vergewaltigt zu haben. Auch das bestreitet er vor Gericht.
Der Prozess geht am 1. Juli mit den Plädoyers weiter.
*Namen geändert