Auf einem Bild ist er unrasiert und schaut böse drein. Auf dem anderen Foto trägt er eine Brille und grinst aus einem Chilbi-Scooter. Dieser Mann scheint nicht nur auf den Bildern zwei Gesichter zu haben. Denn: Alessandro M.* (38) ist der Killer von Winznau SO.
Seit einer Woche wurde gerätselt: Wer ist der Italiener, der den Kosovaren Arben G.* (†32) in dem gelben Haus erschossen hat? BLICK weiss: Alessandro M. arbeitete Teilzeit als Maler, wohnte zuletzt in Olten SO. «Ich weiss nicht, ob er überhaupt hierherzog», sagt ein Nachbar. «Sein Briefkasten war immer überfüllt.»
So klingt es auch an den anderen Orten, wo M., der von den meisten als «lieber Kerl» beschrieben wird, in den letzten vier Jahren wohnte. Er hatte zahlreiche Adressen: Sieben Mal wechselte er die Anschrift. Bevor er nach Olten zog, soll Alessandro M. sogar in der Wohnung gewohnt haben, die zum Tatort wurde.
«Ja, er zog vor etwa einem Jahr von hier nach Winznau», bestätigt der Hauswart des Mehrfamilienhauses in Obergösgen SO, wo der Täter vor der Tat lebte. Wie in Winznau und an den anderen Adressen sollen jeweils zwei Italiener bei ihm gewohnt haben. Eine Freundin soll M. nicht gehabt haben. «Dafür kamen immer wieder andere Ausländer zu Besuch», sagt ein weiterer Nachbar. Die Partys seien oft laut gewesen. Im Treppenhaus habe es nach Alkohol und Gras gerochen. Nach dem Auszug der drei Italiener in Obergösgen sei auch einmal die Kantonspolizei gekommen, weil sie einen dieser Männer gesucht habe.
Wieso M. in der Wohnung in Winznau durchdrehte, ist unklar. Der Vater des Opfers sagte in der albanischsprachigen Zeitung «Gazeta Express», dass sein Sohn verwechselt worden sei. Mit einem Serben, der früher da gewohnt und Arben ähnlich gesehen habe. Sein Sohn sei
mit drei Schüssen in der Dusche, die sich hinter der Kellertür befindet, getötet worden. Zwei weitere Kosovaren seien dort gewesen. Sie flüchteten durch ein Fenster – in Trainerhosen.
Wollte Alessandro M. tatsächlich jemand anderen töten? Die Solothurner Staatsanwaltschaft will zu den Hintergründen der Tat nichts sagen. Sie ermittelt wegen vorsätzlicher Tötung. Dies deutet darauf hin, dass es keine Verwechslung war.
Sicher ist: Alessandro M. hat ein Geständnis abgelegt. Das Gericht wird ergründen, warum er zur Tat schritt. Gut möglich, dass er sie schon länger im Kopf hatte: Im Juni postete er ein Bild einer Waffe, im April fünf Patronen. Darunter schrieb er: «Was haltet ihr davon?»
* Namen der Red. bekannt