Neonazi schoss mit Waffe aus der Schweiz
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Mord an Walter Lübcke (†65):Neonazi schoss mit Waffe aus der Schweiz

Mord an CDU-Politiker Walter Lübcke (†65)
Neonazi schoss mit Waffe aus der Schweiz

Die Spur der Tatwaffe im Mordfall Walter Lübcke (†65) führt in die Schweiz. Die deutschen Ermittler haben hierzulande einen Rentner befragt, der den Revolver in den Achzigerjahren gekauft hatte.
Publiziert: 29.02.2020 um 21:05 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2021 um 14:08 Uhr
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Stephan E., der mutmassliche Mörder des CDU-Politikers Walter Lübcke, wird abgeführt.
Foto: AFP
Fabian Eberhard

Neun Monate nach dem Mord an CDU-Politiker Walter Lübcke (†65) steht die Anklage gegen die Tatverdächtigen kurz bevor. Hauptbeschuldigter ist der deutsche Neonazi Stephan E.* (46). Er soll dem Kasseler Regierungspräsidenten auf dessen Ter­rasse mit einem Revolver in den Kopf geschossen haben.

Nicht vollständig geklärt ist bisher, wie die Mordwaffe in die Hände des Täters gelangte. Recherchen des «Spiegels» und des «Norddeutschen Rundfunks» zeigen nun: Die Spuren führen in die Schweiz!

Verkauf an Schweizer Privatperson

Ermittler konnten den Weg des aus Brasilien stammenden Revolvers der Marke Rossi bis zu einem hiesigen Waffenhändler zurückverfolgen, dessen Firma heute nicht mehr existiert. 1987 hatte die Firma die Waffe importiert und laut Ermittlungsakten anschliessend an eine Privatperson in der Schweiz verkauft.

Fahnder des hessischen Landeskriminalamtes haben den heutigen Rentner ausfindig gemacht und telefonisch befragt. Er soll den Erwerb des Revolvers bestätigt haben, will ihn allerdings noch immer besitzen.

Familienangehörige fanden jedoch nur die Verpackung und wiesen die Polizisten darauf hin, dass der damalige Waffenkäufer heute an Demenz leidet.

Auch NSU mordete mit einer Waffe aus der Schweiz

Rechtsextreme Gewalttäter, die in Deutschland mit einer Waffe aus der Schweiz morden – ein Déjà-vu. Auch die Terroristen des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) erschossen ihre Opfer – neun Migranten und eine Polizistin – mit einer Pistole, die zuvor in der Schweiz über den Ladentisch ging.

Der NSU mordete mit einer tschechischen Ceska. Ein Berner Waffenhändler hatte die Waffe 1996 an eine Privatperson in der Schweiz verkauft, von wo sie auf unbekannten Wegen zu den Tätern gelangte.

Im Fall des erschossenen CDU-Politikers Walter Lübcke behalten sich die Ermittler gemäss Untersuchungsakten vor, den Schweizer Rentner, der die Tatwaffe besass, zu vernehmen.

Verfahren wegen versuchten Mordes

Derweil weiteten die Fahnder die Ermittlungen gegen den Neonazi Stephan E. aus: Die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe (D) hat ein zweites Verfahren wegen versuchten Mordes eröffnet.

E. wird verdächtigt, auch für den versuchten Anschlag auf einen Gechichtslehrer aus Kassel verantwortlich zu sein. Der Mann, der sich damals aktiv gegen Rechtsextremismus engagierte, wurde von einem Schuss durch sein Küchenfenster nur knapp verfehlt. Der Fall wurde nach intensiven Ermittlungen ohne Ergebnis zu den Akten gelegt.

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