Ganz stolz stehen sie da. Und für einmal ist es auch kein Wunder. Denn: Suhas (34), Noel (40), und Walbert (77) vom Kapuzinerkloster mitten in Olten SO haben gleich zwei mutmassliche Opferstock-Diebe gestellt!
«Klar sind wir ein bisschen stolz», sagt Hauswart Noel. «Aber es ist gleichzeitig ein wenig traurig, dass solche Sachen in einem Gotteshaus passieren.»
Der erste Vorfall geschieht am 8. Dezember. Bruder Suhas sieht nach dem Mittagessen von den Innenräumen durch ein kleines Fenster in die angebaute Kirche - und entdeckt jemanden bei den Opferstöcken. «Er hantierte etwas. Ich wusste gleich: Es ist ein Dieb», sagt er.
Aus Sicherheitsgründen holt Suhas den Hauswart dazu. Der rennt ums Gebäude herum und schliesst die Haupteingangstüre der Kirche ab. «Der Dieb war eingesperrt», sagt Suhas. «Ein anderer Bruder hat dann die Polizei gerufen.» Die ist rasch da und verhaftet den Rumänen (41). Später findet der Hauswart in der Kirche das Tatwerkzeug: «Zwei kleine Drähte.»
Letzten Freitag das gleiche Muster. Diesmal geht Bruder Walbert nach dem Mittag durchs Fenster in die Kirche schauen. «Es war wieder ein Mann verdächtig lange bei den Opferstöcken», sagt er. Wieder werden der Hauswart geholt, die Türe abgeschlossen, die Polizei gerufen - und am Ende ein Rumäne (50) abgeführt.
Der erste Dieb befindet sich in Ausschaffungshaft. Beim zweiten konnte vor Ort der Tatverdacht nicht erhärtet werden.
Lob gibt es dennoch für die Klosterangehörigen. «Sie haben richtig gehandelt, indem sie nicht die Konfrontation gesucht, sondern sofort die Polizei gerufen haben», sagt Melanie Schmid von der Kantonspolizei.
Eine Videoüberwachung wollen die Mönche im Kloster nicht - «wegen der Privatsphäre». Zudem sind sie sich Diebstähle inzwischen gewohnt. «Es ist nicht das erste Mal, dass wir bestohlen wurden», sagt Bruder Walbert. Schon letztes Jahr sei einmal ein Opferstock geplündert worden. Und erst gerade, Ende November, sei Geld aus einem Raum gestohlen worden.
«Wir verzeihen diesen Leuten. Es sind arme Tröpfe», sagt Bruder Walbert. «Aber anstatt uns zu bestehlen, sollen sie über den Mittag lieber zu einem Gratis-Mittagessen mit Suppe, Käse und Brot vorbeikommen.»