Chaos in Arni: Am Donnerstag und Freitag sind Spezialeinheiten der Polizei und der Armee im Einsatz. Am Samstag fährt die nächste Patrouille vor. BLICK weiss: Dafür verantwortlich war ein Nachbarschaftsstreit, viele Waffen und ein wütender Vater.
Angefangen hat alles mit einer Nebelgranate auf dem Grundstück eines Rentners im Dorf. Dieser erzählt: «Der Nachbar spielt im Garten immer mit solchen Dingen. Auch verbrennt er Abfall oder überwacht uns mit Drohnen. Als ich dann diese Petarde in meinem Garten fand, erstattete ich eine Anzeige bei der Polizei.»
Drei Freunde involviert
Adrian Bieri, Mediensprecher Kapo Aargau, bestätigt den Sachverhalt. «Ein Mann hat am Mittwoch einen unbekannten Gegenstand auf den Stützpunkt der Kantonspolizei in Muri AG gebracht, den er in seiner Wiese gefunden hat. Es handelte sich um Petarden aus Armeebeständen». Bieri weiter: «Weil der Verdacht auf Sprengstoff bestand und die Herkunft unklar war, untersuchten wir das Grundstück. In einer Liegenschaft wurde anschliessend eine Werkstatt kontrolliert, wo weitere ähnliche Gegenstände gefunden wurde.»
Was folgt, ist ein riesiges Polizei- und Armeeaufgebot bei Julien B.* (22) an der Hedingerstrasse in Arni. Doch damit nicht genug: Bei B.'s Freunden David H.* (23) und Martin F.* (25) kommt es am nächsten Tag zu einer Durchsuchung. Denn H. und F., die beide gleich gegenüber von Julien B. wohnen, haben ebenfalls zahlreiche Waffen sowie viel Munition Zuhause. Gerne protzen sie auch auf Facebook damit.
Artilleriegeschosse, Fliegerbomben und Handgranaten
Kapo-Sprecher Bieri informiert: «Weil man zuerst nicht wusste, ob die Petarden und Granaten überhaupt scharf sind und ob an der Örtlichkeit allenfalls Sprengstoff vorhanden ist, wurden Spezialisten aufgeboten. Hinzugezogen wurde die Fachstelle der Schweizer Armee für Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung (KAMIR).»
BLICK weiss: Die Spezialisten fanden bei den jungen Männern Artilleriegeschosse, Fliegerbomben, Handgranaten und vieles mehr. Bieri: «Der Einsatz wurde am Freitag beendet. Es kam zu diversen Sicherstellungen. Lediglich bei einer Stahlgranate ohne Zünder hat man Restmengen an Sprengstoff festgestellt. Der Rest war dagegen nicht scharf. Die Sicherstellungen befinden sich beim KAMIR.» Wem welche Gegenstände gehören, müsse noch eruiert werden. Ob Strafverfahren eingeleitet wurden, kann die Staatsanwaltschaft Muri-Bremgarten erst am Montag beantworten.
Ein anderer Nachbar, der die beiden Waffen-Brüder kennt, erzählt: «Die Burschen sind eher speziell. Waffen waren schon immer ihr Hobby. Sie haben immer mal gerne im Garten mit Kunststoffmunition rumgeballert.» Einer von beiden habe nie eine Lehre abgeschlossen. «Sie sind im Quartier nicht so beliebt.»
«Wildwest hier in Arni»
Doch mit dem Einsatz am Donnerstag und Freitag war die Geschichte nicht zu Ende: Am Samstagmorgen musste nochmals ein Polizeiauto im Quartier aufkreuzen. Wie BLICK weiss, diesmal wegen einer Tätlichkeit.
Der Rentner, der die Petarde in seinem Garten gefunden hatte, wurde von einem Vater der Waffen-Narren angegangen. Das Opfer erzählt: «Ich kenne den Mann und seine Söhne nicht einmal. Ich hatte ja gegen Julien B. Anzeige eingereicht, nicht gegen die anderen.» Der Vater habe am Samstagmorgen an seine Türe gepoltert, bis die Alarmanlage losheulte. «Als ich rausging, schlug er mich nieder. Hier in Arni ist es schlimmer als im Wilden Westen», meint der Rentner. «Es ist harter Tobak, was hier gerade abläuft.» Nun habe er eine weitere Anzeige eingereicht. Die Kapo bestätigt gegenüber BLICK, dass es zu einer Tätlichkeit kam aufgrund eines Nachbarschaftsstreits. Der Vater bestreitet die Vorwürfe.
Die Familie der Waffen-Narren wollte sich nicht äussern.
*Namen geändert