In Oberwil-Lieli tobt der Klassenkampf. Am 27. September sollen die Bürger an der Urne darüber entscheiden, ob aus einem Acker am Ortsrand ein Villen-Quartier für Millionäre entstehen soll.
Möglich wird das nur, wenn die Gemeinde ihr eigenes Bauland mitten im Dorfkern zu Landwirtschaftsland auszont – so will es das Raumplanungsgesetz. Dafür muss aber ein früheres Projekt der Gemeinde geopfert werden, bei dem bezahlbarer Wohnraum für Familien hätte entstehen sollen.
Die Anwohnerin Franziska Janett (70) kämpft mit Leserbriefen, einem Kontra-Komitee und einer Petition gegen das Villen-Quartier. Aber auch junge Familien, die kaum noch in Oberwil-Lieli Eigentum erwerben können, laufen dagegen Sturm. Dazu kommen Landwirte, die den Verlust von Kulturland beklagen.
Glarner warnt vor Monster-Steuern
Nachdem BLICK über das Geschäft berichtet hat, schaltet sich nun SVP-Nationalrat Andreas Glarner in die Debatte ein und verteilt im Dorf fleissig Flugblätter. Sein Appell: Man solle die Reichen im Dorf nicht abschrecken. «Der Versuch der Gegner, dem Gemeinderat nun noch mittels Boulevardzeitung eine einseitig auf gute Steuerzahler ausgerichtete Politik zu unterstellen, ist schlicht unfair», schreibt Glarner im Flugblatt.
Und führt dann aus, was passieren würde, wenn man die Reichen vergrault: «Rechnen Sie bitte selbst: Wer auch nur zwei Kinder in unsere Primarschule schickt, müsste rund 26'000 Franken Steuern bezahlen. Gehen die Kinder an die Kreisschule, wären es sogar über 52'000 Franken.» Wer das nicht wolle, so Millionär Glarner, müsse den guten Steuerzahlern Sorge tragen. Gegenüber BLICK wollte Glarner sein Flugblatt nicht erklären.
Gegner sollen aus Oberwil-Lieli wegziehen
Dem SVP-Nationalrat zu Hilfe eilt aber auch der schwerreiche Hans Widmer (80), Ex-Chef von McKinsey, Tecan und Oerlikon-Bührle. Auch er lässt eigene Flugblätter verteilen, in denen er für das Villen-Quartier wirbt.
Dazu gesellt sich Ex-FDP-Grossrat Urs Haeny (73), der Anfang September ein Pro-Komitee aus dem Boden gestampft hat – und nun ebenfalls Flugblätter mit Werbung fürs Projekt verteilt.
Gegner haben es indes schwer: Ein enger Verwandter eines Gemeinderatmitglieds empfiehlt einer Projekt-Gegnerin gar den Wegzug aus dem Dorf. «Auf Homegate.ch finden Sie ausserhalb Lieli ein Zuhause», schrieb er auf ein Flugblatt und warf es ihr in den Briefkasten.