Der Ladenchef kennt den Markt: Es sind überwiegend ältere Menschen, die sich ein E-Bike kaufen. Diese sind als Occasionen für ein paar Hundert Franken zu haben – oder auch als farbrikneue Luxusversionen. Preis: bis 6000 Franken.
«Ein E-Bike macht einfach Spass, da man beim Treten von einem Motor unterstützt wird», sagt Esther Lienhard (63). Die ehemalige Verkäuferin hat sich gerade für 1990 Franken einen Elektro-Eigenbau bei Biri-Bikes gekauft. Grund: Arthrose in beiden Knien. Nun läuft es wieder: «Ich brauche kein Auto und kann jetzt locker mit dem E-Bike einkaufen gehen.»
Angst vor einem Unfall hat Esther Lienhard nicht. Aber sie weiss: «Weil das E-Bike wegen Batterie und Motor etwa doppelt so schwer ist wie ein normales Velo, muss ich früher abbremsen.» Die 63-Jährige hat sich daher auch für ein langsameres E-Bike entschieden, das maximal 25 km/h fährt.
«Wenn ich sehe, dass der Kunde zu alt oder zu gebrechlich ist, will ich kein Risiko eingehen»
Velohändler Aebi erklärt dazu: «Es gibt Kunden, denen könnte ich schon ein schnelleres E-Bike verkaufen, das bis zu 45 km/h fährt, aber das mache ich nicht.» Er begründet: «Wenn ich sehe, dass der Kunde zu alt oder zu gebrechlich ist, will ich kein Risiko eingehen. Ich rate zudem allen E-Bike-Kunden, einen Helm zu tragen!»
Kundin Esther Lienhard trägt einen Helm, auch wenn sie nicht müsste: «Die Frisur ist ohne Helm nach der Fahrt vielleicht noch in Ordnung. Aber der Kopf bei einem Unfall nicht mehr.»
Es gibt aber auch Kunden, die an ihrem alten Velo festhalten. Hans Rüedi aus Oftringen AG kommt mit seinem gut 30 Jahre alten Fahrrad der Marke Eiger bei Biri-Bikes vorbei. Der Rentner braucht ein Ersatzteil und sagt: «Ich würde nie ein E-Bike kaufen. Nur dass ich bei einem normalen Velo vollständig allein trampeln muss, hält mich fit und erspart mir die Arthrose.»
Dann grinst der Urgrossvater, zieht den Helm an, schwingt sich gekonnt auf sein Retro-Velo und fährt davon – mit demnächst 89 Jahren.