Das Kunstmuseum Bern und die Bundeskunsthalle Bonn geben in einer Doppelausstellung Einblick in die Sammlung des verstorbenen Kunsthändlersohns Cornelius Gurlitt (†81). Die Ausstellungen wurden am Mittwoch in Bern anlässlich einer Pressekonferenz vorgestellt.
Am gleichen Tag hat Buchautor und Dokumentar-Filmer Maurice Philipp Remy (55) in Berlin sein Buch «Der Fall Gurlitt» veröffentlicht. Darin erhebt er schwere Vorwürfe an die Deutsche Bundesregierung. Diese habe die Sammlung rechtswidrig als NS-Raubkunst beschlagnahmt und dadurch Gurlitt «in den Tod getrieben».
Lediglich bei sechs Bilder NS-Unrecht nachgewiesen
Remy verwies darauf, dass von den insgesamt 1566 in Gurlitts Wohnungen in München und Salzburg beschlagnahmten Bildern bisher bei lediglich sechs NS-Unrecht nachgewiesen sei. Dennoch hätten die deutsche Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und ihr Amtschef Günter Winands weiterhin den Eindruck erweckt, bei der Sammlung Gurlitt handle es sich um eine Kunstraub-Sammmlung.
Sie hätten damit das Vorgehen der Behörden nachträglich rechtfertigen wollen und «über Jahre hinweg durchaus gezielt verschleiert und in die Irre geführt», sagte Remy.
Die Sammlung stammte von Gurlitts Vater Hildebrand (1895-1956), der ein offizieller Kunsthändler der Nationalsozialisten war. Sie war deshalb anfangs gelegentlich als «Nazi-Schatz» betitelt worden.
Remy sagte, mit einem Anteil von weniger als einem Prozent verfolgungsbedingt entzogener Bilder dürfte die Sammlung in Wirklichkeit weniger NS-Raubkunst enthalten als jede durchschnittliche Museumskollektion.
Moralische Verpflichtung
Ein Sprecher von Grütters wies Remys Vorwürfe zurück. Die Bundesregierung habe vor allem aus moralischer Verpflichtung für die weltweite jüdische Gemeinschaft grosse Anstrengungen unternommen, die Herkunft der Werke transparent und eindeutig zu klären.
«Dass bisher nur sechs Raubkunstwerke nachgewiesen werden konnten, ist ein Ergebnis, das wir ja gerade ohne die Forschung der eingesetzten Taskforce gar nicht hätten», so der Sprecher.
Remy hatte schon 2014 mit einem Dokumentarfilm zur Gurlitt-Affäre Aufsehen erregt. Zugang zum Material hatte er nach eigenen Angaben, weil er noch im Auftrag des 2014 verstorbenen Cornelius Gurlitt hätte helfen sollen, eine Datenbank zu der Sammlung aufzubauen. (fr/SDA)
22. September 2010: Der damals 77-jährige Cornelius Gurlitt, Sohn eines von den Nazis beauftragten Kunsthändlers, wird im Zug von Zürich nach München kontrolliert. Zollfahnder schöpfen Verdacht, es könne ein Steuerdelikt vorliegen.
28. Februar 2012: Gurlitts Wohnung in München-Schwabing wird durchsucht. Die Fahnder entdecken mehr als 1200 wertvolle Kunstwerke.
3. November 2013: Das Nachrichtenmagazin «Focus» bringt den Fall an die Öffentlichkeit und sorgt damit für eine Sensation.
10. Februar 2014: Es wird bekannt, dass weitere wertvolle Bilder in Gurlitts Haus in Salzburg gefunden wurden - darunter Werke von Picasso, Renoir und Monet.
6. Mai 2014: Cornelius Gurlitt stirbt im Alter von 81 Jahren in seiner Wohnung in München.
7. Mai 2014: Das Kunstmuseum Bern gibt bekannt, von Gurlitt testamentarisch als «unbeschränkte und unbeschwerte Alleinerbin» eingesetzt worden zu sein.
21. November 2014: Es wird bekannt, dass das Kunstmuseum Bern das Gurlitt-Erbe annehmen will. Am selben Tag kündigt Gurlitts Cousine Uta Werner an, das Testament anzufechten. Laut einem von ihr in Auftrag gegebenen psychiatrischen Gutachten litt Gurlitt unter «paranoiden Wahnideen», als er seinen letzten Willen verfasste.
18. Juli 2016: Das Projekt «Provenienzrecherche Gurlitt» teilt mit, dass fast 100 Bilder aus der Sammlung mehr oder weniger sicher als Raubkunst identifiziert wurden.
15. Dezember 2016: Das Oberlandesgericht München erklärt Gurlitts Testament für gültig und weist die Forderungen seiner Cousine endgültig ab.
7. Juli 2017: Das Kunstmuseum Bern zeigt erstmals Werke der Gurlitt-Sammlung den Medien.
2. November 2017: Der Gurlitt-Nachlass wird in einer Doppelausstellung im Kunstmuseum Bern und in der Bundeskunsthalle Bonn erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
22. September 2010: Der damals 77-jährige Cornelius Gurlitt, Sohn eines von den Nazis beauftragten Kunsthändlers, wird im Zug von Zürich nach München kontrolliert. Zollfahnder schöpfen Verdacht, es könne ein Steuerdelikt vorliegen.
28. Februar 2012: Gurlitts Wohnung in München-Schwabing wird durchsucht. Die Fahnder entdecken mehr als 1200 wertvolle Kunstwerke.
3. November 2013: Das Nachrichtenmagazin «Focus» bringt den Fall an die Öffentlichkeit und sorgt damit für eine Sensation.
10. Februar 2014: Es wird bekannt, dass weitere wertvolle Bilder in Gurlitts Haus in Salzburg gefunden wurden - darunter Werke von Picasso, Renoir und Monet.
6. Mai 2014: Cornelius Gurlitt stirbt im Alter von 81 Jahren in seiner Wohnung in München.
7. Mai 2014: Das Kunstmuseum Bern gibt bekannt, von Gurlitt testamentarisch als «unbeschränkte und unbeschwerte Alleinerbin» eingesetzt worden zu sein.
21. November 2014: Es wird bekannt, dass das Kunstmuseum Bern das Gurlitt-Erbe annehmen will. Am selben Tag kündigt Gurlitts Cousine Uta Werner an, das Testament anzufechten. Laut einem von ihr in Auftrag gegebenen psychiatrischen Gutachten litt Gurlitt unter «paranoiden Wahnideen», als er seinen letzten Willen verfasste.
18. Juli 2016: Das Projekt «Provenienzrecherche Gurlitt» teilt mit, dass fast 100 Bilder aus der Sammlung mehr oder weniger sicher als Raubkunst identifiziert wurden.
15. Dezember 2016: Das Oberlandesgericht München erklärt Gurlitts Testament für gültig und weist die Forderungen seiner Cousine endgültig ab.
7. Juli 2017: Das Kunstmuseum Bern zeigt erstmals Werke der Gurlitt-Sammlung den Medien.
2. November 2017: Der Gurlitt-Nachlass wird in einer Doppelausstellung im Kunstmuseum Bern und in der Bundeskunsthalle Bonn erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.