Vierfachmord von Rupperswil AG bald ein Jahr her – Gemeindeammann Ruedi Hediger über das Leben danach
«Man begegnet sich mit mehr Respekt»

Am 21. Dezember jährt sich der schreckliche Vierfachmord von Rupperswil zum ersten Mal. BLICK hat mit dem Gemeindeammann über das Leben nach dem Drama und mit der Staatsanwaltschaft über den aktuellen Ermittlungsstand gesprochen.
Publiziert: 09.12.2016 um 00:34 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:21 Uhr
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Im Dorf kehrt langsam Ruhe ein: Rupperswiler Gemeindeammann Ruedi Hediger.
Foto: Thomas Meier
Ralph Donghi

Bald jährt sich eines der schlimmsten Verbrechen der Schweizer Kriminalgeschichte: der Vierfachmord von Rupperswil AG. Thomas N.* (33) hatte am 21. Dezember 2015 Carla S. (†48), ihre Söhne Davin (†13) und Dion (†19) sowie dessen Freundin Simona F. (†21) brutal getötet. 146 Tage später wurde N. gefasst (BLICK berichtete).

Während der geständige Vierfachmörder in der Justizvollzugsanstalt Lenzburg AG auf seinen Prozess wartet, kehrt in Rupperswil langsam wieder Ruhe ein. «Die Wunden sind am Verheilen», sagt Gemeindeammann Ruedi Hediger (59) zu BLICK. Weil er diesen Prozess weiter unterstützen will, verzichtet man auf eine Gedenkfeier zum Jahrestag. «Auch aus Rücksichtnahme auf die Angehörigen, welche Ruhe verdient haben.»

Wandel in der Bevölkerung

Die anfallenden Geschäfte hätten der Gemeinde geholfen, sich auf andere Dinge zu konzentrieren. «Zurück bleibt aber immer der Gedanke an das Geschehene und die tiefempfundene Anteilnahme mit den Angehörigen.» Zudem habe man seit der Tat feststellen können, dass in der Bevölkerung ein Wandel erfolgte: «Man begegnet sich mit mehr Respekt, hört zu, schätzt die Zusammengehörigkeit und akzeptiert den anderen mit seinen Meinungen.»

Persönlich sei es seine Pflicht gewesen, «auch in schweren Zeiten für das Dorf und die Leute da zu sein und meine Unterstützung anzubieten», sagt Hediger. «Das Mitgefühl, die Unterstützung und das Verständnis der Bevölkerung haben mir dabei sehr geholfen. Dafür bin ich dankbar.» Gleichzeitig ermuntert er alle, «das kommende Jahr mit Zuversicht und die Herausforderungen gemeinsam anzugehen».

Untersuchung läuft noch

Mittlerweile lebt auch die Mutter von Thomas N. wieder in dem Haus, in welchem sie mit ihrem Sohn wohnte. Das Haus der Opfer hingegen soll versteigert werden – alle Angehörigen haben das Erbe ausgeschlagen. In den zweiten Teil des Reihenhauses, aus dem ein Paar auszog, soll bald ein neues einziehen.

Die Staatsanwaltschaft ist derweil daran, die Untersuchung abzuschliessen. «Dies wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen», sagt Sprecherin Fiona Strebel. Wann es zur Anklage und zum Prozess kommen wird, kann sie noch nicht sagen: «Das hängt unter anderem auch von der psychiatrischen Begutachtung ab, und die läuft noch.»

Tröstende Worte für die Angehörigen

Laut BLICK-Recherchen soll sich Thomas N. im Gefängnis wie ein Lämmchen benehmen. Bei den Insassen jedoch ist er als Kindsmörder auf der untersten Hierarchiestufe angesiedelt – und muss jederzeit mit Übergriffen rechnen.

Zum Täter will sich der Gemeindeammann nicht äussern. Den Angehörigen der Opfer schenkt Ruedi Hediger dafür tröstende Worte für die kommenden schweren Tage: «Ihnen sichere ich weiterhin mein tiefempfundenes Mitgefühl und meine volle Unterstützung zu. Der Gemeinderat und wir Rupperswiler sind für sie da.»

* Namen der Redaktion bekannt

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