Christian (46) und Margie Kast (29) aus Sisseln AG haben ihre Kinder Alina (2) und Queen (6) am Samstag nicht ins Heim in Trimbach SO zurückgebracht. Die Kinder waren seit September 2014 fremdplatziert. Gestern gab die Polizei eine Vermisstmeldung heraus und suchte nach der vierköpfigen Familie.
Heute Vormittag trifft Blick.ch Christian Kast in seinem Haus in Sisseln AG, kurz bevor ihn die Polizei verhaftete. Er ist alleine. Seine Frau Margie und die Kinder sind auf die Philippinen geflogen.
Im Video-Interview erzählt er von der Flucht. «Am Samstag bin ich mit den Kindern und der Frau direkt zum Flughafen. Wir hatten Rückkehrtickets, damit die Behörden nicht misstrauisch werden. Dann sind sie problemlos durch den Zoll gekommen. Wir haben uns verabschiedet, haben noch ein bisschen geweint und dann waren die Kinder weg.»
Schulden von 20'000 Franken
Kast selber blieb zurück. Und versteckte sich, bis seine Familie auf den Philippinen angekommen ist. «Meine Frau hat schon auf Facebook geschrieben, ich gehe davon aus, dass sie gut angekommen sind», sagt Kast.
Dann stellte sich Kast heute Vormittag der Polizei. Kurz darauf wurde er verhaftet. Gegen ihn läuft ein Verfahren wegen Entziehen von Minderjährigen, wie die Staatsanwaltschaft Aargau schreibt.
Christian Kast plant derweil schon seine Zukunft. Er will in einem Jahr seine Schulden von 20'000 Franken abbezahlen. Danach plant er drei oder vier Monate im Jahr auf den Philippinen zu verbringen. Für seine Tochter Alina will die Familie auf den Philippinen Asyl beantragen. Margie und Queen besitzen den philippinischen Pass.
Doch wieso die Flucht? «Alina hat regelmässig in der Nacht geschrien und Mama, Mama gerufen. Auch die ältere Schwester Queen, die Tochter meiner Frau, hat immer gefragt, wann sie nach Hause kann. Ich vermisse Mami, ich vermisse Papi hat sie gesagt. Ich will nicht, dass sie eventuell später Depressionen bekommt oder drogenabhängig wird. Man hört ja viel von Heimkindern.»
Auf den Philippinen passt die Grossfamilie auf
Kritik übt Kast auch an der Kesb, vor allem an den Kosten: «Ein Kind kostet 8000 Franken pro Monat. Das ist ein wahnsinniges Geschäft. Ich fühle mich schlecht, dass die Gemeinde für mich zahlen muss. Sie stellt mir auch 2000 Franken pro Monat in Rechnung. Wenn ich nicht zahlen kann, muss ich irgendwann das Haus verkaufen. Aber ich will das Haus meiner Tochter Alina vererben und nicht der Schweizer Sozialindustrie.»
Auf die Frage, wieso ihnen die Kinder entzogen wurden, sagt Kast: «Auf den Philippinen hat man einen anderen Stil auf die Kinder aufzupassen. Kinder sind dort in der Grossfamilie aufgehoben und jeder hält ein Auge auf die Kinder. Es war mir nicht ganz klar, als ich meine Frau hierher geholt habe, wie unterschiedlich das hier ist. Ich habe meiner Frau ein paar Mal gesagt, was man machen muss in der Schweiz, an den Elternabend gehen zum Beispiel. Sie hat sich hier nicht integrieren können in diesem System.»
Kesb erlebte Ausraster der Mutter
Irgendwann habe ein Nachbar eine Gefährdungsmeldung gemacht. «Meine Frau ging in die Waschküche und die ältere Schwester packte die jüngere und ging alleine mit ihr auf den Spielplatz. Solche Sachen sind etwa zwei Mal passiert. Dann kam noch ein Ausraster meiner Frau dazu. Sie hat Sachen rumgeschmissen in der Wohnung und gerade in diesem Moment ist die Kesb reingeplatzt – in einer Ausnahmesituation.
Unterstützung hätten sie von der Kesb nicht erhalten. «Meiner Frau hat man hunderte Auflagen gemacht, zum Beispiel, dass sie zum Psychologen müsse. Aber meine Frau wollte sich dem nicht anpassen. Sie sagte, dass seien ihre Kinder und die Behörden hätten kein Recht ihr die Kinder wegzunehmen.»
Jetzt hat sie die Kinder mitgenommen und ist mit ihnen auf den Philippinen.
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