Geblitzt zu werden, kann ganz schön ins Geld gehen. Doch nicht immer stimmt die gemessene Geschwindigkeit, wie der Fall von Erich Marrer (65) zeigte. Auf der Autobahn A1 in Rothrist AG wurde er geblitzt, weil er angeblich 170 Km/h fuhr – doch tatsächlich hatte er nur 85 km/h auf dem Tacho.
Ganz ähnlich erging es Kurt S.* (69). Der Geschäftsmann aus Zimmerwald BE erlebte denselben Schockmoment wie Erich Marrer.
Es passierte auf dem A1-Abschnitt zwischen Deitingen SO und Wangen an der Aare. Dort wird die Geschwindigkeit von zuvor 120 km/h auf neu 100 km/h limitiert. Weil viele Lenker den Fuss zu spät vom Gas nehmen und es zudem leicht bergab geht, stellt die Solothurner Kantonspolizei manchmal mobile Radargeräte auf. Ein einträgliches Geschäft.
«Habe mich oft hinterfragt, ob es sein kann»
Auch Kurt S. (69) wird am 9. April mit seinem Auto inklusive Anhänger mit zwei Kühen an Bord geblitzt. Aber da er den Blitz bei Tageslicht nicht bemerkte, fuhr er sorgenlos weiter – bis ihn eine aufwühlende Nachricht erreichte. Er musste auf dem Polizeiposten antraben.
«Jemand soll mit meinem Anhänger 132 km/h schnell gefahren sein, und ich musste mitteilen, wer am Steuer sass», erzählt der Geschäftsmann, der beruflich Vieh transportiert. Weil Fahrzeuge mit Anhängern maximal 80 km/h schnell fahren dürfen, ist das ein gröberes Vergehen. Es droht eine Anzeige.
Zuerst glaubte Kurt S., dass eine Angestellte zu fest aufs Gaspedal drückte. Doch bald stellte sich heraus: Er selbst transportierte an jenem Tag das Vieh durch die Schweiz. «Ich habe mich sehr oft hinterfragt, ob es sein könne, dass ich so schnell unterwegs war. Weil die Strasse leicht abfällt und die Autobahnen damals im Lockdown fast leer waren, wäre es theoretisch möglich gewesen.»
Ein Lastwagen überholte ihn noch
Trotzdem zweifelt Kurt S. stark daran, mit dem Anhänger so schnell gefahren zu sein. Auf dem Foto ist überdies zu sehen, wie ihn ein Lastwagen links überholt. «Ich dachte mir einfach, das Messresultat könne nicht stimmen.» Die Polizei untersucht auf sein Drängen hin die Richtigkeit der gemessenen Geschwindigkeit. Drei Wochen hört Kurt S. nichts. «Ich wachte oft mitten in der Nacht auf und machte mir Sorgen. Ich hätte den Ausweis für mindestens drei Monate abgeben müssen – das ist nicht grad ideal, wenn man im Transportwesen arbeitet.»
Nach drei Wochen endlich die Erlösung: Es war ein Messfehler! Kurt S. fuhr nur 86 km/h. «Es hat sich niemand bei mir entschuldigt», sagt der 69-Jährige. «Aber sie haben mir immerhin die 40 Franken Busse erlassen, die ich nach Abzug der 5 km/h Toleranz für den einen km/h zu viel noch hätte bezahlen müssen.»
Messung fehlerhaft, weil sich Gerät selber eichte
Wie es zum Messfehler kam, erklärte ihm die Polizei nur knapp. Während beim Fall von Erich Marrer eine Doppelreflexionsmessung die doppelte Geschwindigkeit anzeigte, war es bei Kurt S. dagegen ein Automatismus des Radargeräts. «Man sagte mir, dass sich die Geräte von Zeit zu Zeit selber eichen. Während des Vorgangs kann es passieren, dass es zu fehlerhaften Messungen kommt.»
Dem BLICK erzählt Kurt S. die Geschichte, weil er aufklären will: «Es kann beim Radar offenbar zu Fehlern kommen – deshalb lohnt es sich, sich zu wehren, wenn man glaubt, dass etwas nicht stimmen kann.»
*Name geändert