Adnan Mursula (34) musste seinen Führerausweis wegen eines fehlerhaften Drogenschnelltests bei einer Kontrolle in Biberist SO für über zwei Wochen abgeben. Die Polizei bekam beim Familienvater einen positiven Wert auf Amphetamine angezeigt. Dabei konsumiert Mursula gar keine Drogen, trinkt jedoch täglich bis zu zehn Dosen Red Bull. Der Bluttest bestätigt später, dass Mursula keine Drogen genommen hatte.
Auch bei der Solothurnerin Ramona Tschannen (27) fiel der Schnelltest positiv aus. Die Medikamentenlieferantin bei einem Pharmakonzern hatte jedoch nur Kaffee und Käse konsumiert. Auch bei ihr bestätigten der Blut- und Urintest, dass keine unerlaubten Substanzen im Spiel waren.
Trotzdem will der Kantonsrat weiter an der umstrittenen Methode festhalten, wie die «Solothurner Zeitung» schreibt. Denn für die Regierung seien solche Fälle offenbar kein Grund, auf die Tests zu verzichten.
«Massiv tiefere Fehlerquote»
Der Toxikologe Wolfgang Weinmann hatte im BLICK gewarnt: «Jeder vierte Schnelltest ist falsch!» Mit dieser Zahl sei man in Solothurn nicht einverstanden, wie es in der Stellungnahme zu einer Interpellation des SVP-Kantonsrats und Käsers Josef Fluri heisst.
Auswertungen der Polizei würden «eine massiv tiefere Fehlerquote» zeigen. Bis Oktober 2017 hätten demnach «nur» 8,7 Prozent der 288 Tests falsche Ergebnisse angezeigt. In den Vorjahren lag die Fehlerquote bei 4,8 und 4,2 Prozent.
Ausserdem sei der Test lediglich ein Hilfsinstrument bei der Gesamtbeurteilung der Polizei und das Resultat «bloss ein weiteres Indiz», um den Anfangsverdacht zu bestätigen oder zu enthärten.
Andere Kantone verzichten auf Speicheltest
Seit zwölf Jahren setzt die Kapo Solothurn bereits auf das Stäbchen. Neben dem bewährten Produkt DrugWipe testen die Beamten bis Ende Jahr zusätzlich noch das System Alere DDS2.
Andere Polizeikorps, wie Zürich, Graubünden und St. Gallen, verzichten dagegen seit einiger Zeit auf den Speicheltest. «Bei herkömmlichen Drogen wie Heroin, Kokain oder Marihuana ist der Test in der Regel zuverlässig, bei anderen, synthetischen Drogen jedoch nicht», sagt Polizeisprecher Hanspeter Krüsi von der Kapo St. Gallen zu BLICK. In Bern führt die Kapo bei Verdacht einen Urinschnelltest durch. (man)