«Ich hoffe, dass Vinda ins Paradies kommt»
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Nach Würenlos-Drama sagt Vater:«Ich hoffe, dass Vinda ins Paradies kommt»

Jetzt spricht der Vater über das tödliche Bahn-Unglück von Würenlos AG
«Ich hoffe, Vinda kommt ins Paradies»

Es ist ein Drama, das nur schwer in Worte zu fassen ist: Einen kurzen Moment schaut Mazlum Khalef (33) in Würenlos AG nicht auf seine Tochter Vinda (†22 Monate) – beim nahen Bahnhof wird sie von einem Zug erfasst. BLICK konnte mit dem leidgeprüften Vater sprechen.
Publiziert: 04.06.2020 um 17:43 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2020 um 17:57 Uhr
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Die kleine Vinda (†) wurde gerade mal 22 Monate alt.
Foto: zVg
Ralph Donghi

Auf dem Erinnerungsfoto sitzt sie im Treppenhaus, trägt ein kariertes Kleidchen, die Haare hochgesteckt – mit ihren Rehaugen schaut die kleine Vinda (†22 Monate) erwartungsvoll in die grosse weite Welt hinaus. Doch diese wird sie nicht mehr entdecken können. Ihr junges Leben endete viel zu früh. Beim Bahnhof in Würenlos AG. Sie war ihrem Vater für einen Augenblick davongelaufen und wurde auf den nahen Gleisen von einem Zug erfasst.

Einen Tag nach dem Drama kann BLICK in Döttingen AG mit dem Vater von Vinda sprechen. Der Syrer mit kurdischen Wurzeln ist am Boden zerstört. «Ich werde nie vergessen, was passiert ist», sagt Mazlum Khalef * (33). Leise fügt er an: «Es tut mir sehr weh.»

Khalef kam vor acht Jahren in die Schweiz. Er bestätigt, dass er am fatalen Mittwoch mit Vinda einen Autohändler nahe dem Bahnhof besuchte und sich ein Occasionauto anschaute. Da passiert es: Khalef ist kurz abgelenkt, widmet sich dem Wagen. «Für ein paar Sekunden», wie er sagt. Plötzlich ist seine Vinda weg: «Ich dachte, dass sie sich irgendwo versteckt hatte – und habe sie gesucht.»

Erst als er den Helikopter hört, ahnt er Schreckliches

Was er nicht ahnt: Die Kleine hat einen Weg zu den nahen Gleisen gefunden – und wird dort um 9.45 Uhr von einem Zug erfasst, der gerade Gefängnisinsassen transportiert. Der Lokführer hatte noch ein Alarmsignal gesendet und eine Notbremsung eingeleitet. Vergebens. Das kleine Mädchen wird schwer verletzt und per Helikopter ins Kinderspital Zürich geflogen.

Auch der Vater hatte kurz vorher noch das laute Pfeifen des Zuges gehört. Aber da weiss er noch nicht, dass ausgerechnet seine Tochter von einem Zug erfasst wurde. Er sucht weiter und weiter – und findet sein Mädchen einfach nicht. «Erst als ich den Helikopter hörte, habe ich vermutet, dass mit Vinda etwas passiert sein könnte.»

Zwei Stunden lang von Tochter Abschied genommen

Als er zum Bahnhof geht, wird er sofort zurückgehalten. Khalef erinnert sich: «Als man mir dann ein Armband von meiner Tochter zeigte, wusste ich, dass es Vinda war.» Von seinem Bruder wird er ins Spital gefahren. Auch Ehefrau Shinda (21), mit der er seit fünf Jahren verheiratet ist und den gemeinsamen Sohn Salah (4) hat, eilt herbei.

Vinda ist nicht mehr ansprechbar. Die Ärzte hätten noch um ihr Leben gekämpft. «Dann hat ihr Herz aufgehört zu schlagen», sagt der Vater. Er stockt: «In diesem Moment ging auch mein Herz kaputt.» Seine Frau und er hätten dann noch zwei Stunden lang von Vinda Abschied nehmen können. Geweint und gebetet. Khalef wird still: «Man sagte uns, dass sie keine Chance hatte zu überleben.»

Der Vater macht sich Vorwürfe

Wieder zu Hause, kümmern sich sofort Angehörige und Freunde um die Hinterbliebenen. Die Solidarität ist riesig. Ein Passant meint: «Jeder weiss, wie schnell ein Kind verschwinden kann.» Dennoch sagt Khalef: «Ich mache mir Vorwürfe!»

Es wurde kein Strafverfahren gegen den Vater eröffnet. Zwar ist der Unfallhergang noch Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Aber, so Fiona Strebel von der Aargauer Staatsanwaltschaft: «Aktuell liegen uns keine Hinweise auf ein strafbares Verhalten des Vaters vor.»

Die Trauerfamilie steht vor schwierigen Wochen. Als Nächstes steht die Beerdigung von Vinda an. Das Mädchen wird in Döttingen beigesetzt. Mazlum Khalef weint und äussert einen letzten Wunsch: «Ich hoffe, dass Vinda ins Paradies kommt.»

* In den bisherigen Artikeln hatte BLICK die Namen des verstorbenen Mädchens und seines Vater aus Persönlichkeitsschutzgründen abgeändert. Jetzt ist die Familie damit einverstanden, dass die richtigen Namen veröffentlicht werden.

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