Tierschutz um jeden Preis
Die hässliche Seite des Häsli-Papis

Jetzt ist klar: Ueli Bichsel (66) lagerte auf dem Häslihof Sprengstoff und Waffen. Er bastelte scharfe Paketbomben, terrorisierte seine Nachbarschaft und wünschte Leuten den Tod.
Publiziert: 03.05.2017 um 23:51 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2018 um 13:24 Uhr
Anian Heierli, Beat Michel
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Ueli B. inmitten seiner Häsli. Das idyllische Bild trügt: Der Mann ist eine Zeitbombe.
Foto: Siggi Bucher

Ueli Bichsel (66) gibt sich als Tierfreund und Wohltäter. Daneben bedroht er Nachbarn, prahlt mit illegalen Waffen und bastelt Paketbomben. Noch an Ostern präsentierte der Rentner seinen Häslihof als Vorzeigeprojekt für misshandelte Tiere. Er bettelte sogar um Spenden.

Leider kommt jetzt heraus: Ueli Bichsel ist ein gefährlicher Mann. Er lagerte auf seinem Areal in Abtwil AG mehr als nur Futter für seine 238 Hasen. Die Polizei stellte am Samstag bei einer Razzia Waffen und Sprengstoff sicher. Augenzeugen sprechen von einem Grosseinsatz. Zehn Polizisten durchsuchen das Areal, tragen Material in Spezialkisten weg und verhaften Bichsel. Seither sitzt der Rentner in U-Haft – wegen Verstössen gegen das Waffen- und das Sprengstoffgesetz.

Tierschützer Kessler: «Er zeigte eine Bombe und ein Gewehr mit Schalldämpfer»

Tierschützer Erwin Kessler machte publik, dass Ueli Bichsel (66) Paketbomben bastelte.
Foto: zVg

BLICK weiss: Ein Hinweis vom Verein gegen Tierfabriken Schweiz (VgT) führte zur Razzia. VgT-

Präsident Erwin Kessler (72) machte öffentlich: «Bichsel bastelte Paketbomben!» Kessler sah das Treiben mit eigenen Augen: «Er zeigte mir stolz eine scharfe Bombe.» Es war eine hinterhältige Konstruktion: Zwei Stangen Bau-Sprengstoff platziert in einem Paket mit Zünder, der auslöst, wenn jemand den Deckel öffnet. Solche Fallen verstümmeln und töten Menschen.

Er prahlte damals auch mit einem illegalen Grosskalibergewehr inklusive Schalldämpfer. Trotzdem wartet Kessler ein Jahr mit seiner Anzeige: «Ich nahm ihn einfach nicht ernst.» Der Tierschützer schaltet dann doch die Polizei ein – aus mehreren Gründen. «Ueli Bichsel wurde immer aggressiver», so Kessler. Sein Bild von ihm änderte sich massiv, als er erfuhr, dass der Hasenhof-Betreiber wegen früherer Delikte ein Waffenverbot hatte und aus seinem Kampfsportverein geflogen war. 

Bichsel nannte Kessler auch eiskalt die Ziele seiner Sprengstoff-Pläne: «Tierquäler und Feinde.» Hinzu kommen Facebook-Einträge, die zeigen, wie der Bombenbauer tickt. Mit Stolz beschreibt er sich selber: «Kampfsporterfahren, fackelt nicht lange und pfeift in Extremfällen auf Paragrafen.» Und weiter: «Da gibt es auch mal kräftig auf die Rübe!» Zwei Kaninchen-Produzenten wünscht er im Internet den Tod: «Mögen beide langsam am Verzehr elend ersticken!»

Seinen Hass spürt auch das Dörfchen Abtwil. Mehrere Personen fürchten sich vor Bichsel: «Er bedrohte mich massiv», sagt Manuela I.* (53) zu BLICK, die aus Angst unerkannt bleiben will. Die Nachricht über den Bombenbau ist für sie ein Schock: «Ich bin sicher, ein Paket galt mir.»

Bichsel hetzte gegen alleinerziehende Mutter

Bichsel hetzte gegen die alleinerziehende Mutter und ihren ehemaligen Untermieter. Er hängte im Häslihof verleumderische Zettel auf. Darauf beschimpfte er die beiden als die grössten Tierquäler im Dorf – namentlich und mit Foto! Die Gemeinde lässt den Zettel entfernen. Trotzdem gibt der Häslihof-Betreiber keine Ruhe. Er schreibt dem Arbeitgeber von Manuela I. einen Hassbrief, in dem er sie verleumdet. 

Schon früher sorgte Bichsel für Schlagzeilen. 2014 drohte er dem Gemeinderat von Risch ZG mit einem Shitstorm im Internet. Er machte die Politiker für den Tod von acht Hasen verantwortlich.

Ramona Höffel (46) kümmert sich jetzt um die Hasen: «Ich brauche jemanden, der mir Frischfutter bringt.»
Foto: ANIAN HEIERLI

Nun kümmern sich der Schweizer Tierschutz (STS) und Anwohnerin Ramona Höffel (46) um die Häsli. Sie sagt: «Ich brauche unbedingt jemanden, der mir Frischfutter bringt.» Ihr Smart ist dafür zu klein. Über den Vorfall ist sie entsetzt: «Ich hätte Ueli viel zugetraut. Aber das mit den Bomben ist zu viel.» Wie so mancher im Dorf fürchtet sie sich vor seiner Entlassung.

U-Haft ist gutgeheissen

Vorläufig bleibt der Bombenbastler aber hinter Gittern. Der Antrag der Staatsanwaltschaft auf Untersuchungshaft ist gutgeheissen – für zwei Monate. Sprecherin Fiona Strebel bestätigt die Razzia auf dem Häslihof: «Man hat verdächtige Pakete sichergestellt, Spezialisten untersuchen nun das Material.»

*Name der Redaktion bekannt

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