Tibeterin Dawa T. († 42) aus Olten mit Würgemalen im Aare-Rechen gefunden
«Wer hat unser Mami umgebracht?»

Wollte sie mit Freundinnen kochen? Dawa T. verliess das Haus und kam nicht zurück. Zwei Tage später lag die 42-Jährige tot im Aare-Rechen.
Publiziert: 24.09.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:35 Uhr
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Dawa T. wurde beim Flusskraftwerk Niedergösgen SO angeschwemmt. Tot.
Foto: Ralph Donghi
Von Ralph Donghi

Sie halten sich ganz fest. Trauern um ihre Mutter und Ehefrau Dawa T.* († 42). «Irgend etwas Schlimmes muss mit meinem Mami passiert sein», sagt Dechen T.* (18) aus Olten SO zu BLICK. Ihr Stiefvater Mama Tsang S.* (42) fügt hinzu: «Gut möglich, dass sie umgebracht wurde.»

Dawa T.* lebte seit vielen Jahren mit ihrer Familie in der Schweiz. Die Tibeterin kam als Flüchtling hierher. Fünf Kindern schenkte sie das Leben und kümmerte sich um das Zuhause. Bis vor einer Woche.

«Meine Frau ging abends noch weg», erzählt Mama Tsang S. «Ich wusste nicht, wohin. Ich fragte auch nicht. Denn hier gehen viele Leute ein und aus, das ist unsere Kultur. Und Dawa ging gerne zu Kolleginnen zum Kochen.»

Doch Dawa T. kehrt nicht zurück. «Später haben wir uns Sorgen gemacht», sagt Mama Tsang S. «Da beschloss ich, zur Polizei zu gehen.»

Sie lag tot im Rechen

Zu spät. Am Donnerstag wird Dawa T. beim Flusskraftwerk in Niedergösgen SO angeschwemmt – sie ist tot.

«Diese Nachricht war so schrecklich», sagt Dechen. Sie habe bereits ihren richtigen Vater in Tibet nie kennengelernt. «Und jetzt habe ich auch noch mein Mami verloren», sagt die Stiftin. «Was ist passiert?»

Das fragt sich nach dem Leichenfund auch die Kantonspolizei Solothurn. «Weil Todesursache und Umstände derzeit unklar sind, ersucht die Polizei um Hinweise aus der Bevölkerung», schreibt sie am Samstag. Zudem veröffentlicht sie ein Bild von T.

Dechen ist überzeugt: «Meine Mutter wollte sich sicher nicht umbringen. Sie hätte uns fünf Kinder nie im Stich gelassen!» Ihr Mami habe auch keinen Abschiedsbrief hinterlassen. «Sie war glücklich. Auch in letzter Zeit, als ich mit ihr unterwegs war. Sie war auch vorsichtig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in die Aare gestürzt ist.»

«Sie hatte doch keine Feinde!»

Mama Tsang S. sagt: «Ich habe von der Polizei gehört, dass es kein Selbstmord gewesen sei. Und dass man bei meiner Frau Würgemale am Hals gefunden habe.» Dechen fragt: «Wer hat unser Mami umgebracht? Sie hatte doch keine Feinde!»

Der Fall liegt bereits bei der Staatsanwaltschaft. Sprecherin Cony Zubler: «Die Frage, ob es sich um ein Tötungs­delikt, einen Suizid oder einen Unfall handelt, ist Gegenstand der laufenden Abklärung.»

Ähnliche Antworten gab es schon im Januar. Auch da ging es um einen Rätseltod in Olten: Stefanie Maritz († 83) wurde in ihrer Wohnung gefunden. Offenbar erdrosselt (BLICK berichtete).

Mysteriös: Die Wohnung von Maritz befindet sich nur wenige Hundert Meter Luft­linie entfernt vom Block der T.s. Zufall? Zubler von der Staatsanwaltschaft: «Ein möglicher Zusammenhang mit der tot aufgefundenen Rentnerin steht zurzeit nicht im Fokus der Abklärungen.» Aber: «Die Ermittlungen laufen in sämtliche Richtungen.»

Dawa T. wünscht sich, «dass der Tod meines Mamis bald geklärt wird. Und sie hoffentlich glücklich an einem anderen Ort weiterleben kann.»

* Namen der Red. bekannt

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