Max Suter (65) wohnt in einer Blockwohnung in der Nähe des Polizeikommandos in Aarau. «Ich konnte immer zu Fuss zur Arbeit», sagt er im Gespräch mit BLICK.
Damit ist es jetzt vorbei. Suter ist zwar erst Ende Mai offiziell Rentner, doch sein Büro bei der Gruppe Leib und Leben hat er bereits geräumt. Er wollte ein Abschiedsfest machen. Doch daraus wurde noch nichts. Denn er hatte sich zuvor im Ski-Mekka Ischgl (A) das Coronavirus aufgelesen und musste 30 Tage daheim bleiben. Nun sei er hoffentlich immun.
Grosser Fan von Helene Fischer
Der Single-Mann und SVP-Einwohnerrat ist ein Lebemann. Er zeigt stolz die Sängerin Helene Fischer – aus Karton. «Ich habe sie zu meinem Sechzigsten erhalten», grinst Suter. «Sie ist super!» Wie auch sein zweites Hobby: ein alter Militär-Jeep. Nebst dem Bücherlesen («Sachbücher») und Trainieren im Fitnessstudio («um abzuschalten») verreist Suter auch gerne nach Thailand.
Beginnt Suter von seiner Arbeit zu reden, wird sein Blick ernst. «Polizist war immer mein Wunschberuf.» Schon in der Schule habe er unter dem Pult Jerry-Cotton-Krimis gelesen. Nach der Sek in Suhr AG und einer Pöstler-Lehre wurde Suters Drang, Polizist zu werden, grösser. So entschied er sich 1980 für die Stadtpolizei Aarau und machte die Polizeischule am Polizeiinstitut in Neuenburg.
Vom Stadt- zum Kantonspolizisten
An seine erste Leiche kann sich Suter gut erinnern: «Das war eine Zugs-Leiche. Ich bin alleine nachts ausgerückt, kletterte mit einem Scheinwerfer das Bahnbord hinauf und bin an die ersten Leichenteile herangelaufen. Die Bilder sehe ich heute noch.»
Nach vier Jahren als Stadtpolizist wurde Suter Kantonspolizist in Brugg AG und Frick AG. In der Zeit habe er erstmals an einem Tötungsdelikt mitgearbeitet. «Es ging um zwei Buben, die Werner Ferrari getötet hatte.»
1998 kam Suter zur Kriminalpolizei. Nach einigen Jahren wurde er gar in die Gruppe Leib und Leben beordert. Es folgten etliche Tötungsdelikte, deren Ermittlungen er führte oder an denen er mitarbeitete. «Bei den ersten ging der Puls hoch. Später wurde es Routine.»
Etliche Tötungsdelikte bearbeitet
Suter erinnert sich vor allem an den Fall Boi, der intensive Ermittlungen brauchte. Aber: «Man darf solche Fälle nicht zu nahe an sich ranlassen. Schön in diesem Job war immer der Dank von Angehörigen, wenn wir ihnen sagten, dass der Täter verhaftet wurde.»
Aber auch den Fall Lindenthal hat Suter nicht vergessen. Er war im kleinen Ermittlungsteam: «Man hatte damals ja einen Schuhabdruck von ihm gefunden, was ihm zum Verhängnis wurde.»
In Erinnerung hat Suter auch einen Gemüsebauern, der von zwei Männern in Birmenstorf AG getötet wurde. «Die Tat war sehr brutal», sagt er. «Schliesslich konnten sie in Frankreich verhaftet werden.» Bei einer Einvernahme stellen erfahrene Ermittler schnell fest, ob jemand lüge: «Man sieht es an der Körpersprache.»
Nie vergessen wird Suter den Fall Rupperswil AG. «Ich war gerade in den Ferien», sagt er. Er sei zurückgekommen – und gleich in die Sonderkommission integriert worden. Die erste und vermutlich grösste, die sie je gehabt hätten. Suter lobt den «enormen Biss» der jungen Polizisten, die vom Aussendienst zugezogen wurden. «Wir haben rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche gearbeitet. Die Verhaftung war für alle eine unglaubliche Erlösung.»
«Es war immer eine Teamarbeit»
Suter hat all die Leichen, die er sah, nicht gezählt. Weil er über Jahre auch als nebenamtlicher Mediensprecher im Einsatz war, sah er auch Tote von Unfällen oder Bränden. Dennoch sagt er: «Ich konnte danach immer gut abschalten.»
Max Suter ist längst zum James Bond des Aargaus mutiert – nun tritt er ab und sagt: «Es war immer eine Teamarbeit, und ich bin stolz, in diesem Super-Team mitgearbeitet zu haben!»