Foto: Kapo Aargau

Suizidfahrt von Kaisten AG – jetzt redet der Chauffeur
«Ich bin ausgewichen, sonst wären beide tot»

Eine Frau (34) wollte Selbstmord begehen und führte deshalb in Kaisten AG bewusst eine Kollision mit einem Lastwagen herbei. BLICK sprach mit dem betroffenen Chauffeur. Er konnte das Schlimmste gerade noch verhindern.
Publiziert: 29.01.2019 um 17:41 Uhr
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Aktualisiert: 29.01.2019 um 21:41 Uhr
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Die Unfallstelle in Kaisten AG: Die Mercedes-Fahrerin wollte den LKW frontal treffen.
Foto: Leserreporter
Georg Nopper

Sie hat den Tod gesucht und dabei in Kauf genommen, dass andere Menschen ebenfalls zu Schaden kommen. Eine in der Schweiz wohnhafte Deutsche (34) steuerte am späten Montagnachmittag in Kaisten AG mit ihrem Mercedes und einer Beifahrerin an Bord absichtlich auf einen Lastwagen zu. Es kam zur Kollision. Trotzdem überlebten alle Unfallbeteiligten.

Dass der Crash nicht einen schlimmeren Ausgang nahm, ist nur der Geistesgegenwärtigkeit des LKW-Fahrers zu verdanken: «Ich war auf dem Heimweg von Basel her in Richtung Freienwil», sagt Severin Steimer (25) zu BLICK. «Plötzlich kam der Mercedes geradewegs auf mich zugerast. Es ging blitzschnell. Ich bin nach rechts über den Strassenrand hinaus ausgewichen.» Die Stossstange des Lastwagens habe die Mercedes-Fahrerin haarscharf verfehlt. «Dann krachte sie in die Hinterachse und schlitzte durch die Wucht des Aufpralls meinen Dieseltank auf. Der Mercedes wurde weggeschleudert.»

«Ich stand unter Schock»

Anschliessend sei er ausgestiegen und habe nach den Insassen des Mercedes geschaut, sagt Steimer. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich aber bereits andere Verkehrsteilnehmer um die beiden Frauen gekümmert. «Ich stand unter Schock», sagt der LKW-Chauffeur. «Dass sich die Mercedes-Fahrerin vom Unfallort entfernte, habe ich gar nicht gemerkt. Die Beifahrerin stand neben dem Auto und weinte.»

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Wie die Kantonspolizei Aargau in einer Mitteilung schreibt, handelte die 34-jährige Autofahrerin «in suizidaler Absicht». Polizisten konnten sie später in Kaisten ausfindig machen. Die Deutsche hatte ein Messer in der Hand und wies Schnittverletzungen auf.

Die Frau sowie auch ihre Beifahrerin, die Verletzungen an den Beinen aufwies, wurden ins Spital gebracht. LKW-Fahrer Steimer blieb unverletzt.

«Verstehe nicht, dass man Unschuldige da hineinzieht»

Der materielle Schaden für Steimer allerdings ist gross. Der 25-Jährige arbeitet im familieneigenen Transportunternehmen. «Die Situation ist schlimm für uns. Das war unser einziges Fahrzeug.» Die genaue Höhe des Sachschadens ist noch nicht bekannt. Doch der LKW-Fahrer rechnet mit einem Totalschaden. «Ich kann nicht mehr arbeiten.»

Dass die Unfallfahrerin den Crash absichtlich herbeiführte, macht Steimer wütend: «Ich verstehe nicht, dass man Unschuldige da mit hineinzieht.»

Ob auch die Beifahrerin sterben wollte oder ob sie unwillentlich in diese Situation geraten war, ist unklar. Laut Kantonspolizei-Sprecherin Barbara Breitschmid wird diese Frage derzeit abgeklärt.

«LKW hätte sich beinahe überschlagen»

«Die beiden wären sicher ums Leben gekommen, wenn ich nicht ausgewichen wäre», sagt Steimer. «Und ich wäre wohl selbst auch nicht unverletzt geblieben. Es fehlte nicht viel, und der LKW hätte sich überschlagen.»

Bereits am Wochenende provozierte eine Autolenkerin in suizidaler Absicht einen Verkehrsunfall, nachdem sie über mehrere Kilometer auf der A1 auf der falschen Autobahnseite im Gegenverkehr gefahren war.

Rita Suppiger Saier von der Fachgruppe Suizidprävention des Kantons Bern sagt auf Anfrage von BLICK, es komme immer wieder zu Unfällen, bei denen man sich nicht sicher sei, ob es sich um Suizid handle. Dass dabei andere Menschen in Mitleidenschaft gezogen würden, sei jedoch in der Regel nicht der Fall. «Meistens handelt es sich um Selbstunfälle.»

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Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:

Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben

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