Streit um Einbürgerung von Valon Ismajli (32)
«Ich will nicht der Sündenbock für Menznau sein»

Der Aargauer Grosse Rat will die geplante Einbürgerung von Valon Ismajli unter die Lupe nehmen. Der wehrt sich.
Publiziert: 17.03.2013 um 13:19 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 03:16 Uhr
Autohändler Valon Ismajli will Schweizer werden. Nach dem Amoklauf von Menznau zögern Politiker wegen seiner verjährten Delikte.
Foto: Paolo Foschini
Autohändler Valon Ismajli will Schweizer werden. Nach dem Amoklauf von Menznau zögern Politiker wegen seiner verjährten Delikte.
Foto: Paolo Foschini
Von Leo Ferraro

Dem einbürgerungswilligen Kosovaren Valon Ismajli (32) aus Spreitenbach AG bläst Gegenwind ins Gesicht. Aus 430 Einbürgerungen wurde vergangenen Dienstag sein Fall als einziger herausgepickt. Alle übrigen Gesuche winkte das Kantonsparlament durch.

Die Mehrheit hatte einem SVP-Antrag zugestimmt, das Gesuch des Kosovaren unter Verweis auf sein Vorleben genauer unter die Lupe zu nehmen. Als Teenager war Ismajli straffällig geworden. Diebstahl, Hausfriedensbruch, Hehlerei und eine Geschwindigkeitsübertretung: Der Autonarr raste mit Tempo 170 über die Autobahn.

Die Delikte liegen über zehn Jahre zurück, sind aus dem Strafregister gelöscht. Heute bereut Ismajli, dass er «als Jugendlicher Mist gebaut» habe. Doch mit dem Entscheid des Grossen Rats ist er nicht einverstanden: «Muss ich jetzt das ganze Leben dafür büssen?»

Er wolle seine Taten nicht beschönigen, erklärt er, doch vieles sei dumm gelaufen: Einmal habe er einem Kollegen den Schlüssel zum Gebäude eines ehemaligen Arbeitgebers gegeben, worauf dieser eingebrochen sei. Die Anklage wegen Hehlerei habe er sich eingehandelt, weil er unwissentlich ein gestohlenes Handy gekauft hatte.

Ismajli kam 1992 in die Schweiz, ist verheiratet, hat zwei Kinder. Seine Frau leitet eine Spielgruppe. Mit seinem Bruder (35) baute er einen Autohandel auf. Die Steuern, «eine sechsstellige Summe», hätten sie «immer im Voraus bezahlt», beteuert Ismajli.

Er will unbedingt eingebürgert werden: «Die Schweiz ist seit 21 Jahren meine Heimat, ich werde auch hier sterben.» Er glaubt, dass er wegen des Amoklaufs von Menznau LU «als Sündenbock herhalten muss», weil der Täter ein vorbestrafter eingebürgerter Landsmann ist.

Tatsächlich will SVP-Grossrat Martin Sommerhalder (55) mit seiner Motion erklärtermassen ein Signal setzen: «Es geht darum, dem Volk zu zeigen, dass wir Kriminelle einbürgern.» Dass Ismajlis Einbürgerung vor Gericht durchkommt, sei ihm bewusst. Er wolle nur «den Fehler im Gesetz» anprangern, Vorstrafen im Strafregisterauszug nach fünf Jahren zu löschen.

Der politische Gegner sieht keine sachlichen Gründe, Ismajli die Einbürgerung zu verwehren. «Wenn man die Gesuche bis zurück in den Kindergarten durchleuchten wollte, so müsste man das bei allen tun. Alles andere ist Willkür», betont SP-Fraktionschef Dieter Egli (43). Die SVP habe den Amok von Menznau benutzt, um auf dem Rücken eines Einbürgerungswilligen «populistische Politik» zu betreiben.

Sollte der Rat sein Gesuch ablehnen, will Ismajli vor Verwaltungsgericht ziehen. «Ich lasse mir die Ungleichbehandlung nicht bieten. Warum gilt für mich nicht das gleiche Gesetz wie für alle anderen?»

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