Mitgenommen sieht Stefan G.* (22) aus. Er hat am Montag in Niederwil AG die kleine Enja (†8) totgefahren. BLICK traf den Bäcker-Konditor zu Hause. «Ich habe so gehofft, dass sie überlebt», sagt er leise.
Passiert ist das Unglück am Mittag kurz nach Schulschluss. Viele Schüler sind mit dem Velo ins Nachbardorf Nesselnbach AG unterwegs. Auch Enja. Sie trägt einen Helm und fährt auf dem Veloweg, der durch einen Grasstreifen von der Strasse getrennt ist. Neben ihr läuft ein Gspändli, dahinter weitere.
Ins Schleudern geraten
Stefan G. fährt mit seinem grünen Seat Ibiza auf der Ausserortsstrasse ebenfalls heim. Er kommt von der Nachtarbeit. «Es kann sein», sagt er, «dass ich einschlief. Ich weiss nur noch, dass ich in der Rechtskurve plötzlich nach links auf die Grasnarbe kam.»
Der Wagen gerät ins Schleudern. Der Lenker will wieder auf die Strasse steuern. Er sieht die Kinder: «Ich wollte noch ausweichen.» Vergebens. Der Seat erfasst Enja. Die anderen Kinder haben Glück.
Unter Schock
Das Auto rasiert einen Kandelaber ab und kommt in der Wiese zum Stehen – rund 200 Meter nach der Kurve. Stefan G. ist unverletzt. Er läuft zum Mädchen. Helfer sind schon da. «Wir standen alle unter Schock. Auch all die Kinder, die dazukamen.»
Eine Anwohnerin reanimiert Enja, ein Heli fliegt sie ins Spital. Stefan G. hat sein Billett seit Mai auf Probe. Er muss es sofort abgeben. Am Abend die traurige Nachricht: Enja ist tot.
«Es tut mir leid», sagt Stefan G. War er zu schnell? «Kann sein, dass ich zügiger war als sonst. Aber nicht mit mehr als 80 km/h.»
Besondere Belastung
Die Eltern von Enja blieben gestern bei ihr im Spital. «Wir sind mit unseren Gedanken bei unserem Kollegen und seiner Familie», sagt Manfred Tschannen, Chef der Regionalpolizei Bremgarten AG.
Dort arbeitet Enjas Vater seit 15 Jahren. Er hatte während des Unfalls Mittagspause und musste nur deshalb nicht ausrücken.
«Für uns alle ist es immer eine besondere Belastung, wenn Kinder sterben», sagt Tschannen. «Und auch wir werden von persönlichen Schicksalen nicht verschont, wie dieser traurige Fall zeigt.»
Enja soll nicht umsonst gestorben sein. Ein Freund sagt, die Eltern hätten entschieden, ihr Herz zu spenden. Damit es in einem anderen Kind weiterlebt.
* Name der Redaktion bekannt