Im August 2020 war es so weit: Martin Amsler (48) hat für sich, seine Frau Junylyn (39) und Töchterchen Alexa (4) endlich einen Lieferwagen gefunden, aus dem er einen eigenen Camper bauen will.
Gefunden hat er das Auto bei einem Händler in Windisch AG. Ein weisser Kastenwagen von Peugeot – für 4600 Franken. Kein Rost, innen wie neu, trotz der fast 200'000 Kilometer auf dem Tacho. Perfekt!
Amsler war froh
Einziger Nachteil: Eine Garantie bekommt man für Autos mit so vielen Kilometern nicht mehr. Amsler hat jedoch ein gutes Gefühl: Das klappt schon! «Zumal ich kaum campertaugliche Autos gefunden habe, die so gepflegt aussahen wie dieser Peugeot in Windisch», sagt er zu BLICK.
Kein Wunder: Das Coronavirus sorgt wegen all der Reisebeschränkungen für einen extremen Run auf Camping-Mobile und Lieferwägen, die zu solchen umgebaut werden können. Auch Amsler wollte sich diese Chance nicht entgehen lassen.
Schon bei der Abholung erste Probleme
Nur: Schon beim Abholen des Autos gibt es erste Probleme. Der Turbo ist kaputt. Sofort meldet sich Amsler beim Händler, der schickt ihn zu einer Partnergarage. Für 1200 Franken wechselt dieser den Turbo aus. Amsler muss die Hälfte davon selber zahlen. Die andere Hälfte übernimmt der Händler.
Danach kann Amsler endlich mit dem Umbau des Autos beginnen. Er steckt viel Liebe, Zeit und Geld in das Interieur seines Campers. Sonnenkollektoren für die Stromversorgung auf dem Dach, eine Dusche mitsamt WC, eine moderne Küche – sogar weiss lasiertes Holztäfer verbaut Amsler im Camper. Am Ende ist eine gemütliche Stube daraus geworden.
Erste Ferien fallen ins Wasser
Doch die Freude darüber verfliegt schnell: «Als ich Ende Dezember mit meiner Familie zum ersten Mal damit für ein paar Tage Ferien machen wollte, merkte ich beim Fahren wieder, dass das Auto kaum vom Fleck kommt», so Amsler. Diagnose: Motorschaden. Schon wieder!
Über 12'000 Franken hat Amsler bereits in den Peugeot investiert – nur um dann erfahren zu müssen, dass das Auto keinen Kilometer mehr gefahren werden sollte.
Vorbesitzer wähnte den Wagen im Ausland
«Das Ganze machte mich misstrauisch – so viel Pech kann man ja nicht haben», sagt sich Amsler. Und erkundigt sich darum beim Vorbesitzer des Peugeots, der Grynau Autogarage in Uznach SG, ob er auch solche Probleme mit dem Wagen gehabt habe.
Dort wundert man sich erst mal mächtig, dass das Auto überhaupt noch in der Schweiz ist. «Wir haben das Auto nämlich wegen Turbo- und Motorschäden an den Händler verkauft – der Peugeot wäre nur noch als Ersatzteillager oder den Export in ein Drittweltland gut gewesen», sagt Grynau-Geschäftsführer Leo Müller zu BLICK.
Anzeige erstattet
Amsler fühlt sich abgezockt. Schliesslich habe ihm der Händler von den bekannten Problemen des Autos nichts erzählt. Dieser wäscht seine Hände jedoch in Unschuld. Wer ein Auto ab Platz kaufe, gehe solche Risiken ein, sagt er nüchtern zu BLICK.
Das sieht Amsler anders – und hat den Händler in Windisch nun wegen Betrugs angezeigt.