In Oberwil-Lieli tobt wieder der Asylstreit. Morgen Freitagabend wird die Bevölkerung an der Gemeindeversammlung über das Budget entscheiden müssen. Darin enthalten sind die 290'000 Franken, mit der sich die Aargauer Anti-Asyl-Gemeinde von der Flüchtlingsaufnahme befreien will.
Rückblende: Im November 2015 entschied die Gemeinde an der Bürgerversammlung, sich doch nicht von der Flüchtlings-Aufnahme befreien zu wollen. Im Mai dieses Jahres kippten die Oberwil-Lieler den Entscheid an der Urne (579 zu 525 Stimmen). Dies zur Freude von Gemeindepräsident, Nationalrat und SVP-Asylchef Andreas Glarner.
Darauf machte die Gemeinde mit 2200 Einwohnern und 300 Millionären weltweit Furore. Die internationale Presse guckte erstaunt in den Aargau, wo sich ein Dorf von seiner Pflicht freikaufen kann.
Die morgige Versammlung bleibt deshalb umstritten, weil unklar ist, ob die Flüchtlingsbefürworter rund um die «IG Solidarität» den Entscheid via Budgetabstimmung nochmals kippen wollen. In der «Aargauer Zeitung» hielt sich IG-Sprecher Martin Uebelhart bedeckt: «Wir werden genau verfolgen, wie das Geschäft präsentiert wird, und je nach Verlauf der Versammlung dann aktiv werden.»
Bürger warnen vor «mehr schwarzen Sprösslingen in Kinderwagen»
Diese vage Aussage lässt den Asylstreit wieder entflammen: Die Sorge bei den Asylgegnern vor einem knappen Entscheid ist so gross, dass einzelne Vertreter zu scharfer Rhetorik greifen. In einem Flyer wird etwa vor «Schwarzen und Muslimen» gewarnt: «Es ist zu befürchten, dass wir auf unseren Strassen in noch viel grösserer Zahl als schon bisher Kinderwagen erblicken mit 'schwarzen Sprösslingen' drin. Das ganze wird eine Dimension annehmen, welche uns das Fürchten lernen wird.»
Vor dunkelhäutigen Kindern warnen? Die Anlaufstelle Integration Aargau, die sich unter anderem mit Rassismus-Fragen beschäftigt, schüttelt den Kopf. «Wir werden uns diese Passage anschauen und allfällige Schritte prüfen», heisst es von der Stelle. (pma)