Anna Mariani trainierte bis zwei Tage vor der Geburt
2:28
«Beste, was ich machen konnte»:Anna Mariani (27) trainierte bis zwei Tage vor der Geburt

Solothurnerin (27) trieb auch in der Schwangerschaft Fitness extrem – das sagen Ärzte
Anna Mariani trainierte bis zwei Tage vor der Geburt

Seit vier Jahren geht Anna Milena Mariani (27) regelmässig ins Fitness. Selbst als sie schwanger wird, trainiert die Solothurnerin weiter – bis kurz vor der Geburt. Ihr Fazit: «Es war das Beste, was ich machen konnte.» Doch was sagen Ärzte dazu?
Publiziert: 20.07.2020 um 23:23 Uhr
|
Aktualisiert: 22.07.2020 um 15:36 Uhr
1/12
Anna Milena Mariani (27) liebt es, ihren Körper zu formen.
Foto: Anja Wurm
Johannes Hillig

Sie ist eine Powerfrau – und zwar wortwörtlich. Anna Milena Mariani (27) aus Schnottwil SO liebt es, Gewichte zu stemmen und ihren Körper zu formen. Selbst unter schwersten Bedingungen. Als die Unternehmerin schwanger wurde, dachte sie gar nicht ans Aufhören.

«Ich habe weitergemacht wie bisher. Nur die Bauchmuskeln habe ich nicht mehr trainiert. Sit-Ups gingen mit dem Babybauch irgendwann sowieso nicht mehr», sagt die Solothurnerin zu BLICK. Ansonsten zog sie aber ihr Training durch. Auch, weil ihr Mann Stefano (31) als Bewegungsspezialist sie dabei unterstützte.

Mehr Kraft beim Bankdrücken während der Schwangerschaft

Während die kleine Letizia in ihrem Bauch wuchs, ging sie weiter regelmässig ins Fitnessstudio. Erst fünf Minuten Laufband. Danach standen Kreuzheben, Kniebeugen und Bankdrücken auf dem Plan. Das volle Programm. Und Überraschung: Der Babybauch machte sie nicht schwächer – im Gegenteil. «Ich war beim Bankdrücken sogar stärker in der Schwangerschaft als jetzt.» Konnte das Mucki-Mami mit Babybauch noch 60 Kilogramm stemmen, sind es heute 55 Kilogramm.

Bilder ihres Work-outs veröffentlichte sie auf Instagram – so wie auch schon vor der Schwangerschaft. Prompt hagelte es Kritik. Vorwürfe wurden laut. «Ich wurde oft gefragt, warum ich das mache und wann ich denn endlich damit aufhöre. Manche meinten, dass ich mit dem Training meinem Körper oder sogar meinem Kind schaden würde.»

Schwangere sollen Sport machen

Doch Mariani liess sich nicht beirren und hörte auf ihren Körper. Schliesslich habe ihr das Training in der Schwangerschaft Kraft gegeben. «Klar, es gab auch Tage, an denen ich mich nicht so gut gefühlt habe. Dann bin ich auch nicht ins Fitnessstudio gegangen.»

Weiter mit schweren Gewichten zu trainieren, für das junge Mami im Nachhinein die richtige Entscheidung. «Es war das Beste, was ich machen konnte. Mein Körper war so perfekt auf die Geburt vorbereitet.» Das habe sie besonders in der Austreibungsphase bemerkt, bei der das Baby durch den Geburtskanal gepresst wird. «Ich konnte hier viel mit meinen Muskeln arbeiten. Nicht nur mit der Kraft, sondern auch, weil ich wusste, wie ich sie gezielt einsetzen kann.»

Kann zu einer Unterversorgung des Mutterkuchens führen

Dennoch: Schwere Gewichte stemmen während der Schwangerschaft, ist das wirklich das Richtige?

«Frau Mariani hat bereits vor der Geburt mit schweren Gewichten trainiert und ihr Körper ist bereits mit den Bewegungen vertraut», sagt Katharina Quack Lötscher (46) vom Universitätsspital Zürich zu BLICK. Aber eine negative Auswirkung auf das Kind könne nicht ausgeschlossen werden. Auch wenn es in diesem Bereich bisher nur wenige Studien gebe.

Das Problem: Bei intensivem Sport kommt es zu einer Umverteilung des Bluts. Die Medizinerin: «Bei diesem Krafttraining steigt der Blutdruck und der Druck im Bauchraum plötzlich an, und dadurch fliesst verhältnismässig weniger Blut durch den Mutterkuchen. Dauert dies länger an, dann kann es zu einer zeitweisen Unterversorgung des Mutterkuchens mit Sauerstoff kommen.»

Und das kann sich auf die Entwicklung des Kindes auswirken. «Zum Beispiel sind Kinder von Frauen, die in den Anden leben und darum weniger Sauerstoff einatmen, verhältnismässig kleiner respektive leichter als Kinder von Müttern, die nicht in grosser Höhe leben», so Quack Lötscher. Es sei aber relativ schwierig gezielte Studien auf diesem Gebiet durchzuführen, da man dem Kind nicht schaden wolle.

Vorbereitung für die Geburt

Sollten Mamis in spe also ganz auf Sport verzichten? Auf keinen Fall! «Ein an die Schwangerschaft angepasstes Sportprogramm ist bei einer gesunden Frau ohne Risikoschwangerschaft gut machbar, sogar empfohlen», sagt die Ärztin.

Gerade für Schwangere ist eine trainierte Rumpf- und Beckenmuskulatur von Vorteil. Für die Geburt und auch danach.«Häufig erholen sich Frauen, die sich in der Schwangerschaft ausreichend bewegt haben, schneller von der Geburt», so die Medizinerin. Und nicht nur das: Sport hat einen positiven Effekt auf den Blutdruck, das Gewicht und den Schlaf.

Lieber Schwimmen statt Reiten

Wobei aber nicht jedes Mami jetzt Gewichte stemmen sollte. Wer vorher schon Sport gemacht hat, kann weitermachen wie bisher, solange man sich dabei wohlfühlt. Nur Sportarten mit Sturz- oder Kollisionsgefahr wie Reiten, Mountainbiken oder Klettern sollten vermieden werden. Wenn «es zu einem Schlag auf den Bauch kommt, kann dies den Mutterkuchen beeinflussen bzw. schädigen», so die Medizinerin. Ideal für Schwangere sind dagegen Schwimmen und leichtes Kraft– und Ausdauertraining.

Dazu rät auch Walter O. Frey vom Universitären Zentrum für Prävention und Sportmedizin. «Das Gleiche gilt für den Wiederbeginn vom Sporttreiben nach der Geburt», so der Sportmediziner. Heisst: Nicht gleich wieder in die Vollen gehen, sondern leicht beginnen. Das tat auch Anna Milena Mariani. Nach der Geburt der kleinen Letizia begann sie nach und nach ihr Trainingsvolumen wieder hochzufahren. Heute ist sie stärker denn je. Nicht nur wegen des Gewichtestemmens. «Die Kleine hält mich ganz schön auf Trab. Das ist ein zusätzliches Training», sagt sie und lacht.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?