Dunkle Wolken ziehen über Schangnau BE. Dann beginnen die Sturzfluten. Die Emme schwillt an, tritt über die Ufer. Die Schlammmassen bahnen sich ihren Weg. Ohne Erbarmen. Sie überfluten Keller, zerstören Wege und Strassen.
Bereits 2014 hat eine heftige Flutwelle das Gebiet heimgesucht. Auch damals war die Zerstörung gross. Seither sind zahlreiche Massnahmen umgesetzt worden, um den Fluss besser im Zaum zu halten. «Sehr viele Massnahmen haben nun geholfen, Schlimmeres zu verhindern. Aber nicht alle», sagt Geologe Georg Heim an einer Medienkonferenz in Schangnau am Dienstagnachmittag.
Manche baulichen Massnahmen, etwa Böschungen, seien bei der Flutwelle am Montag einfach wegerodiert worden. «Wir müssen jetzt analysieren, was funktioniert hat und was nicht. Die Analyse, welche Massnahmen wir längerfristig umsetzen, schauen wir uns zu einem späteren Zeitpunkt an», sagt Heim. Bei der Überschwemmung vom Montag «handelt sich um ein Ereignis, mit dem man etwa alle 50 Jahre rechnen muss».
Fluss ist heute mehr als doppelt so breit
Im Kanton Solothurn haben die zuständigen Ämter bereits vor längerer Zeit reagiert. Nach den verheerenden Hochwassern von 2005 und 2007 wurde die Emme in den vergangenen Jahren im Kanton Solothurn renaturiert. Das bedeutet: Man setzt den Fluss wieder in einen naturnahen Zustand. Dazu zählen begradigte Abschnitte oder betonierte Ufer.
An manchen Stellen ist der Fluss heute mehr als doppelt so breit wie früher, erklärt Gabriel Zenklusen vom Amt für Umwelt des Kantons auf Anfrage von Blick.
Heute müssten lediglich gewisse Fusswege gesperrt werden, die tiefer liegen, wenn viel Wasser kommt. «Zudem war der Pegelstand der Emme bislang relativ tief. Deswegen war die Gefahr gross, dass sich Leute auf den Sandbänken befinden könnten», erklärt der Amtsleiter.
«Das Potenzial für Sachschäden ist viel kleiner»
Die Menge Wasser habe sich gegen den Kanton Solothurn zwar bereits reduziert. «Deswegen stellte die gestrige Flutwelle kein Problem dar.» Bis zuletzt sei allerdings nicht ganz klar gewesen, wie sehr die Welle tatsächlich abflache.
Schlussendlich hätten die Mechanismen aber funktioniert und es sei alles wie geplant verlaufen. «Das Potenzial für Sachschäden ist viel kleiner als noch vor der Renaturierung. Deswegen sind wir heute besser vorbereitet. Die Anwohner und die Zivildienste können bei starken Unwettern dank der Renaturierungsmassnahmen deutlich besser schlafen.»