Sie träumten davon, ein eigenes Geschäft aufzuziehen und kauften dafür drei Luxuskarossen auf Kredit, damit sie diese vermieten können: Michael Facchinetti (25) und seine Freundin Deborah Fracasso (24) aus Pieterlen BE. Bis vor kurzer Zeit war ihre Firma DM Prestige Cars Besitzerin eines Lamborghini Huracan, eines Mercedes G63 AMG und eines Mercedes C63 AMG.
Doch der Traum scheint nach wenigen Monaten bereits wieder ausgeträumt. Denn einer ihrer Kunden hatte ihren Lamborghini sowie den Mercedes G63 AMG zuerst gemietet und dann gestohlen.
Und der Dieb, ein Mann aus Genf, hatte leichtes Spiel. Weil ihm Facchinetti und Fracasso die Autos mitsamt originalem Fahrzeugausweisen übergeben hatten, konnte dieser die Autos auf dem Strassenverkehrsamt problemlos auf seinen Namen umschreiben lassen. Danach liess er sie verschwinden.
Ein Anfängerfehler des jungen Unternehmerpaares. «Wir haben offene Rechnungen und einen Kredit zum Abzahlen, unser Erspartes ging bereits drauf», sagen die beiden zu BLICK.
Grosses Risiko für Vermieter
Wie ihnen ist es schon manchem Vermieter teurer Luxuskarossen ergangen. Etwa Alex Milosevic (32) von der Firma Sport Car Rents GmbH aus Stans NW. «Mir wurde 2017 ein Ferrari 458 Italia gestohlen – bis heute habe ich weder Geld gesehen noch das Auto gefunden», sagt er zu Blick. Und klärt auf: Wer ins Geschäft mit dem Vermieten von Luxuskarossen einsteigt, geht extrem hohe Risiken ein. «Ich stelle aber immer wieder fest, dass viele junge Einsteiger nicht wissen, auf was sie sich einlassen», so Milosevic.
Er lasse zum Beispiel nie den originalen Fahrzeugausweis im Mietauto – dort befände sich nur eine Kopie. Zudem sei auf allen Fahrzeugausweisen vermerkt, dass ein Halterwechsel verboten sei. «Mit diesen beiden Massnahmen kann ein Mieter nicht einfach aufs Strassenverkehrsamt und das Auto auf seinen Namen umschreiben lassen», so Milosevic.
Diebe bauten Tracker aus
Doch selbst wenn alles richtig gemacht werde, sei man vor Diebstählen nicht sicher, sagt Milosevic. Bei seinem gestohlenen Ferrari glaubte er, alles unternommen zu haben, um so etwas zu verhindern. «Ich habe beim Auto sogar einen GPS-Tracker einbauen lassen – doch nichts hat geholfen», sagt er. Der Dieb hatte den Ferrari gemietet und ausser Landes gebracht. «Ich konnte seine Spur bis in eine Garage in Holland verfolgen – dort entdeckten die Diebe dann aber den Tracker und bauten ihn aus.» Seither ist das Fahrzeug verschwunden.
Auf dem Schaden bleibt Milosevic sitzen. Trotz Diebstahlversicherung. «Die Versicherung sagt in so Fällen immer dasselbe: Wenn ein Mietobjekt nicht zurückgebracht wird, handelt es sich nicht um Diebstahl, sondern um Veruntreuung. Und gegen Veruntreuung kann man sich nicht versichern lassen.» Es sei das grosse Restrisiko, mit dem Vermieter von Luxuskarossen leben müssen, so Milosevic. «Das muss jedem klar sein, der glaubt, in dieser Branche überleben zu können.»