So fahrlässig versetzte sich der Gemeinderat von Untersiggenthal AG in Quarantäne
Nach der Sitzung gings in einem einzigen Auto zum Znacht

Eine Gemeinderatssitzung mit Gemeindeammann Marlène Koller hat Nachwirkungen. Die SVP-Politikerin ist an Corona erkrankt, der ganze Gemeinderat darum in Quarantäne. Peinlich: Während der Sitzung achtete der Rat auf Abstände. Danach gings aber zum Znacht. Im selben Auto.
Publiziert: 21.10.2020 um 14:05 Uhr
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Im Kanton Aargau wehrt sich die SVP gegen sämtliche Corona-Massnahmen. Auch gegen die Maskenpflicht.
Foto: keystone-sda.ch

Gut gemeint – aber schlecht gemacht: Der Gemeinderat von Untersiggenthal AG traf sich letzte Woche zu einer Sitzung in der Kanzlei und hielt dabei die geforderten Corona-Abstände ein. Bloss: Auf die Sitzung folgte ein gemeinsamer Znacht im Restaurant. Und dorthin sind die Gemeinderäte zum Teil gemeinsam mit dem Auto gefahren. Social Distancing geht definitiv anders!

Und, dumm gelaufen: Ausgerechnet Maskenskeptikerin und SVP-Gemeindeammann Marlène Koller (67) war zu diesem Zeitpunkt bereits an Corona erkrankt. Darum ist nun der gesamte Gemeinderat noch bis zum 23. Oktober in Quarantäne. Er besteht aus fünf Personen – darunter sind nebst Koller weitere altersbedingte Risikopatienten.

«Ich habe ein schlechtes Gewissen»

Gegenüber der «Aargauer Zeitung» bedauert Koller diesen Abend. «Natürlich habe ich ein schlechtes Gewissen. Ich mache mir Sorgen, dass ich meine Ratskollegen angesteckt haben könnte», sagt sie. Im Nachhinein sei es ein Fehler gewesen, dass sie nach der Sitzung noch zusammen gegessen hätten.

Bevor sie über ihre eigene Corona-Infektion Bescheid wusste, war sie Befürworterin der physischen Sitzung mit den Ratskollegen. Während des Lockdowns im Frühling tagte der Untersiggenthaler Gemeinderat jeweils online. Aber: «Sich im Computer zu sehen, ist einfach nicht dasselbe. Man nimmt sich gegenseitig nicht so wahr, wie wenn man sich gegenübersitzt», sagt sie.

«Halte dennoch nichts von Maskenpflicht»

Koller, die derzeit nach eigenen Angaben an einem fiesen Husten leide, Fieber und Kopfschmerzen habe und sich «schlapp» fühle, engagiert sich zusammen mit ihrer Partei trotzdem weiter gegen die Maskenpflicht. Die SVP Aargau macht sich derzeit stark für die Abschaffung aller Corona-Massnahmen.

«Ich bin zwar an Corona erkrankt, halte aber dennoch nichts von Maskenpflicht», sagt Koller. «Es gibt keine Beweise dafür, dass Masken tatsächlich vor einer Ansteckung schützen. Ich selber habe das ja am eigenen Leib erfahren müssen», sagt sie der Aargauer Zeitung weiter. Sie vermutet, dass sie sich wahrscheinlich auf einer Schifffahrt auf dem Rhein angesteckt habe – dort galt allerdings eine strenge Maskenpflicht. (fr)


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