Simon S. fand seine Eltern ermordet auf dem Küchenboden
«Diesen Anblick vergesse ich nie»

In seinem Elternhaus in Sarmenstorf stiess Simon S. gestern auf die Leichen seiner Eltern. War sein Bruder zum Mörder geworden?
Publiziert: 10.07.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:39 Uhr
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Familie zerstört: Simon S. gestern im Gespräch mit BLICK.
Foto: Ralph Donghi
Von Ralph Donghi (Text und Foto)

Ich werde diesen Anblick nie vergessen», sagt Simon S.* (29) mit leiser Stimme zu BLICK. Er fand am Mittwochabend seine Eltern Ernst († 64) und Annemarie († 60) brutal ermordet in ihrem Haus in Sarmenstorf AG.

Dringend tatverdächtig: sein Bruder Andreas S.* (32) und dessen Ehefrau Marina S.* (27).

Dabei fängt der Mittwochabend für Simon S. gut an. Sein Vater nimmt ihn um 17.30 Uhr in seinem Wagen mit zu Lidl in Wohlen AG. «Wir gingen einkaufen», erzählt Simon.

Sein Vater, ein pensionierter Metzger, habe unter anderem auch Bier gekauft. «Er und auch meine Mutter, die immer Hausfrau war, tranken gerne mal eines zu viel.»

Nach dem Einkauf bringt Ernst S. seinen Sohn zu einem Kumpel nach Boswil AG und fährt alleine nach Hause. Simon nimmt eine Stunde später den Bus.

Um 20 Uhr kommt er beim Elternhaus an. Dort wohnt der ungelernte Sanitärinstallateur wieder. «Ich habe nicht so viel Geld und hatte es gut mit meinen Eltern. Mein Bruder eher nicht so.»

Andreas brach eine Metzgerlehre ab, arbeitete als Alteisenhändler. «Er kiffte oft. Und erzählte, dass unser Vater ihn schlecht behandle, ihn schlage und bedrohe», sagt Simon.

«Das hat Andreas auch der Polizei gemeldet.» Er habe eben psychische Probleme und sei seit etwa zwei Monaten «komisch drauf» gewesen.

Drehte Andreas S. durch, weil er vom Vater angegriffen wurde? Und: Welche Rolle spielte Marina bei der Tat, mit der Andreas seit 2010 verheiratet ist?

Sicher ist: Als Simon S. das Haus betritt und im Parterre nach rechts in die Küche schaut, sieht er seine Eltern tot auf dem Boden liegen. «Überall war Blut. Mein Vater lag auf dem Bauch, oben ohne Kleider. In seinem Rücken waren Löcher.»

Seine Mutter sei daneben gelegen, auch voller Blut, aber bekleidet. «Ich habe nicht richtig hingeschaut. Aber ich habe gemerkt, dass sie nicht mehr leben.»

Simon S. sagt, er habe keine Pistole, aber eine Küchenschere und einen kleinen Baseballschläger am Boden gesehen, «dann bin ich rausgerannt».

Er habe Angst gehabt. «Ich dachte, dass noch jemand im Haus ist, und ich auch sterben könnte. Mir kam sofort mein Bruder in den Sinn. Dass er im Streit ausgetickt ist. Oder die Tat vielleicht länger geplant hatte.»

«Ich habe nur noch geweint»

Simon S. rennt zur nahen Schule und schlägt Alarm. «Ich habe nur noch geweint. Ich hatte meine Eltern doch gern», sagt er. Polizei und Ambulanz sind rasch da.

Simon S. wird betreut, danach auf dem Posten befragt. Stunden später sei er wieder zurück zum Haus gegangen. «Ich blieb, bis sie die Leichen meiner Eltern wegbrachten», sagt Simon S.

Sein Bruder und dessen Frau wurden gestern früh in der Umgebung verhaftet. Sie wohnten in Dottikon AG. «Andreas war schon mal im Knast, weil er Rechnungen nicht bezahlt hatte. Und er stand wegen einer Schlägerei vor Gericht.»

Simon S. sagt, er habe im Moment keine Gefühle für seinen Bruder: «Was er getan hat, ist nur böse.»

Die Kantonspolizei Aargau bestätigt, dass sich der mutmassliche Täter wegen angeblicher Drohungen seitens seiner Eltern vor Wochen gemeldet hatte, aber: «Seine Aussagen waren teilweise wirr und konnten nicht richtig eingeordnet werden», sagt Sprecher Bernhard Graser.

Man gehe jeder Meldung nach. «Leider kann niemand voraus­sehen, aus welcher Meldung es später ein Tötungsdelikt geben könnte.» Was sich in der Küche abgespielt hat, wird noch untersucht. Aber, so Graser: «Wir gehen davon aus, dass wir die mutmasslichen Täter ermittelt haben.»

* Name der Redaktion bekannt

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