«Sie wollten bis ins Wohnzimmer spazieren»
Bauern nerven sich über arabische Obst-Touristen

Familie Kipfer betrieb eine Attraktion für Touristen aus Saudi-Arabien – unfreiwillig. Weil die ungebetenen Gäste bis ins Bauernhaus spazierten, mussten Schilder auf Arabisch her.
Publiziert: 26.09.2018 um 14:32 Uhr
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Aktualisiert: 28.10.2018 um 19:25 Uhr
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Familie Kipfer lebt in bäuerlicher Idylle im Berner Oberland.
Foto: zVg
Helena Schmid

Der Bauernhof der Familie Kipfer lockt seit Jahren eine Vielzahl arabischer Touristen an. Bis zu zehn Mietkarossen täglich parkierten vor dem Hof in Amsoldingen BE. Die Touristen zückten ihre Handys, fotografierten den Betrieb und das Erdbeerfeld, wollten alles genau betrachten, dokumentieren und gar anfassen.

Und das, ohne der Einwilligung der Familie! Grund: Auf arabischen Reiseblogs wurden Bauernhöfe mit Obstplantagen und Erdbeerfeldern im Berner Oberland angepriesen. Sehr zum Ärger der Kipfers, die aus ihrem Heim keine Touristenattraktion machen wollten.

Wollten gar ins Haus hinein 

Bäuerin Barbara Kipfer sagt zu BLICK: «Die arabischen Gäste wollten sogar in unser Wohnzimmer spazieren. Ich konnte sie an der Tür jeweils gerade noch aufhalten.» Dort liessen sie dann ihren Müll liegen – die Mutter musste aufräumen. «Wir haben uns vom Ansturm belästigt gefühlt», sagt sie.

Die Familie wandte sich in ihrer Not an Interlaken Tourismus. Dort schlug man der Familie ein Hinweisschild auf Arabisch vor, das sie vor Haus und Feldern platzieren könnten. Gesagt, getan: So setzte sich Barbara Kipfer an ihren Computer und liess sich von Google Translate die Worte «Privatgrundstück. Keine Durchfahrt. Nicht aussteigen. Bitte wenden. Es hat keine Erdbeeren» übersetzen.

Bauer zäunt Felder sogar ein

Das Schild zeigte Wirkung. «Diesen Sommer war es viel angenehmer. Die Touristen sahen die Schilder und kehrten sofort um», sagt Kipfer. Nur: Auf dem Rückweg fahren die Mietautos an den Obstplantagen ihres Nachbarn vorbei. Der hält die Idee mit den Schildern für Humbug. «Das nützt doch nichts, bei mir steigen sie trotzdem aus», sagt er.

Weil die Touristen bei ihm sogar regelmässig Zwetschgen und Äpfel gepflückt hätten, habe er seine Felder nun eingezäunt.

Gemeinde finanziert Schild

Auch in Spiez nervte sich ein Bauer über die ausländischen Obst-Touristen, die seine Plantage begutachten wollten. Auch er stellte ein meterhohes Schild auf Arabisch vor seinen Hof. Und auf seiner Webseite vermerkt er auf Arabisch und Englisch: «Liebe Gäste, wir bieten keine Touren an. Das ist eine Falschinformation.»

Finanziert wurde das Schild von der Spiez Marketing AG. Geschäftsführer Stefan Seger sagt: «Eigentlich wollen wir ja, dass die Touristen kommen, und freuen uns über das Interesse. Aber dass der Bauer sich auf seinem Grundstück davon belästigt gefühlt hat, ist verständlich. Daher mussten wir reagieren.»

Damit die Touristen aber nicht vergeblich nach Spiez auf den Bauernhof fahren, pflanzte das Tourismusbüro im Nachbardorf Faulensee BE vor ihrem Gebäude extra vier Mini-Beete mit verschiedenen Beeren an. So haben die Touristen trotzdem was zu naschen und zu fotografieren.

Welche positiven und negativen Erlebnisse haben Sie mit arabischen Touristen gemacht? Schreiben Sie uns auf Whatsapp:

Andere Länder, andere Sitten

Jeden Tag bereisen tausende Touristen die Schweiz. Manchmal geraten sie dabei den Schweizer Normen und Sitten in die Quere.

So sorgte etwa die Grillparty mit Schafen, die von einer Gruppe arabischer Männer im Berner Oberland gebraten wurden, für Aufruhr.

Oder das Plakat, mit dem eine Abwartin in einem Aroser Hotel Juden aus aller Welt vor Benützung des Schwimmbads zum Duschen aufforderte.

Ebenfalls für Schlagzeilen sorgte die Hoteldirektorin in Luzern, die ihren chinesischen Gästen per Tischsteller mitteilte, dass sie doch bitte nur so viel auf den Teller schöpfen sollen, wie sie auch wirklich essen. (neo)

Jeden Tag bereisen tausende Touristen die Schweiz. Manchmal geraten sie dabei den Schweizer Normen und Sitten in die Quere.

So sorgte etwa die Grillparty mit Schafen, die von einer Gruppe arabischer Männer im Berner Oberland gebraten wurden, für Aufruhr.

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