Hart gearbeitet, aber trotzdem am Ende des Monats keinen Lohn auf dem Konto? Genau so ergeht es seit geraumer Zeit den Angestellten des Aargauer Traditionsunternehmens Fensterfabrik Niederwil. Seit Dezember warten die rund 30 Mitarbeiter auf ihr Geld – vergebens. Seit Ende Februar steht gemäss «Reussbote» die Produktion komplett still.
Einer der Leidtragenden ist Peter Dräyer. Er war bei der Firma als Projektleiter tätig, wie «Tele M1» berichtet. Immer wieder wurden Dräyer und seine Kollegen in puncto Lohnzahlung vertröstet. Und trotzdem: «Wir haben immer wieder gehofft», sagt Dräyer zu «Tele M1».
Angestellte haben seit vier Monaten keinen Rappen gesehen
«Am 13. und 14. Februar werden die Dezember- und Januar-Löhne gezahlt», soll die Firma laut Dräyer die Mitarbeiter vertröstet haben. Zudem wurde den Mitarbeitern versprochen, dass die Lohnauszahlung für Februar pünktlich zum 25. Februar erfolgen würde. Doch passiert ist nichts. Die Mitarbeiter haben keinen einzigen Rappen gesehen.
Stattdessen kam es für die Angestellten der Fensterfabrik Niederwil noch schlimmer. Ende Februar wurden sämtliche Angestellte entlassen. Ohne eine Auszahlung der ausstehenden Monatslöhne. Grund dafür: Der Verwaltungsrat hat Bilanz deponiert.
Geschäftsführer fand immer wieder Ausflüchte
«Wenn ein Unternehmen überschuldet ist, muss es den Konkurs anmelden und Bilanz deponieren», so der Aargauer Anwalt André Kuhn zu «Tele M1». Besteht jedoch berechtigte Hoffnung seitens Geschäftsführung oder Verwaltungsrat, dann könne beim Richter ein Konkursaufschub erwirkt werden.
Genau das soll der Geschäftsführer des Niederwiler Unternehmens auch gemacht haben. Und kurz darauf die deponierte Bilanz wieder abgeholt haben. Es soll einen Investor geben. Doch daran glaubt kaum noch jemand – auch Dräyer bezweifelt, dass es zur Wende kommt. Zu oft hätte der Geschäftsführer immer wieder Ausflüchte gefunden.
Firma zahlt nicht, sucht aber neuen Mitarbeiter
Sollte die Firma tatsächlich Konkurs gehen und bis dahin keine Lohnzahlungen erfolgt sein, könnten die einstigen Angestellten letztlich leer ausgehen. Im Wissen um die Bredouille, in der die Firma steckt, irritiert ein Blick auf die Homepage des Unternehmens umso mehr. Dort ist ein Stelleninserat geschaltet: «Projektleiter Fensterbau 100 Prozent».
Paradox: Denn wie soll der angeworbene Projektleiter bezahlt werden, wenn das Unternehmen es bisher versäumt hat, den Lohnzahlungen ihrer einstigen Angestellten nachzukommen? Auf Anfrage von BLICK war bei der Fensterfabrik Niederwil niemand zu erreichen. (rad)