Laufenburg AG ist am Montag an einer tödlichen Katastrophe vorbeigeschrammt. Kurz nach 17 Uhr gibt es in einem Zimmer im 1. Stock des ehemaligen Hotel Schützen einen riesigen Knall – eine Scheibe zerbirst, die einzelnen Teile fliegen gar rund 20 Meter weit auf den Vorplatz!
«Ich war gerade bei meiner Wohnungsnachbarin am Kaffeetrinken, als wir die Explosion hörten», sagt Luciano Marangi (53), der im 2. Stock des Gebäudes wohnt. Der Italiener geht in den Flur, will nachschauen. «Doch beim Treppenhaus kam bereits schwarzer Rauch vom 1. Stock zu uns hoch. Wir waren eingeschlossen!»
Mieter schrien um Hilfe
Marangi ist mit fünf weiteren Mietern auf der Etage. «Wir wussten nicht, was tun und hatten Todesangst!» Der Rauch sei immer näher gekommen. «Wir liessen alles zurück, gingen zu den Fenstern und riefen um Hilfe», so Marangi. Eine Mieterin ist so verzweifelt, dass sie gar auf den Fenstersims steigt und runterspringen will.
Die Feuerwehr ist rasch vor Ort. «Ein Mann von uns war gar im Anzug ausgerückt, stellte beim Fenster der Frau ein Auto hin, holte zwei Matten vom nahen Schulhaus und legte sie aufs Autodach», so Urs Weiss (44), stellvertretender Kommandant der Feuerwehr Laufenburg. «Die Frau konnte dann beruhigt werden und sprang nicht.»
Sieben verletzte Personen
Denn die Feuerwehr hat bereits Stehleitern ans Gebäude gestellt. «Wir konnten schliesslich vier Personen auf der Rückseite des Hauses und zwei Menschen bei der Strassenseite zum Fenster heraus retten.» Eine weitere Person kann sich offenbar selber noch rechtzeitig ins Freie begeben. Laut der Kantonspolizei erlitten alle sieben Personen zum Teil schwere Rauchgasvergiftungen und mussten kurzzeitig in Spitäler.
Und der Brand im 1. Stock? Die Feuerwehr kann ihn löschen. Und schnell ist klar: Es war Brandstiftung in einer Wohnung. Die Polizei kann kurz darauf den Verursacher, der in der Wohnung wohnte, verhaften.
Brandstifter war negativ bekannt
Laut BLICK-Recherchen handelt es sich um den Schweizer Morris V.* (24). Er ist den Mietern bestens bekannt. «Er machte immer Ärger», sagt Marangi. «Er hat wohl ein Problem mit Drogen.»
Morris V. soll beim nahen Coop und dem Kiosk um die Ecke gar Hausverbot gehabt haben. Dies bestätigt Jamila Leutwyler (46), die auch im ehemaligen Hotel wohnt und am Montag nicht zu Hause war: «Bei mir hat der Typ vor kurzem sogar die Türe eingetreten. Die Polizei kannte ihn bereits.»
Er wollte Hotel Schützen in die Luft jagen
Tatsächlich: Wie die Staatsanwaltschaft am Dienstag bekanntgibt, wurde der 24-Jährige letzten Freitag wegen renitenten Verhaltens bei einer regionalen Verwaltungsbehörde polizeilich weggewiesen. Und: Danach hatte er bei der Notrufzentrale anonym angerufen und gesagt, dass er das Hotel Schützen in die Luft sprengen werde. Gegen Morris V. wurde ermittelt, er vorübergehend festgenommen.
Nur: Bei der Befragung am Samstag legte er laut Staatsanwaltschaft glaubhaft dar, den Anruf aus Frustration über einen Konflikt um Geld mit der lokalen Behörde abgesetzt und die Drohung nicht ernst gemeint zu haben. Auch bei der Hausdurchsuchung konnte bei Morris V. nichts Verdächtiges festgestellt werden. Deshalb kam er noch am Samstag frei.
Stadtammann ist froh, dass es keine Toten gab
Laut BLICK-Informationen war Morris V. Sozialhilfeempfänger. Stadtammann Herbert Weiss (56) bestätigt dies: «Der Mann machte zudem immer wieder Probleme in Laufenburg.» Er sei froh, dass vier Feuerwehren so gut zusammengearbeitet hätten und es keine Toten gegeben habe.
Das Lob gibt der stellvertretende Feuerwehrkommandant Urs Weiss sofort an seine Kumpels der Feuerwehren Laufenburg, Frick AG, Kaisten AG und Laufenburg (D) weiter: «Das war Teamarbeit.»
Ermittlungen laufen noch
Wie hat Morris V. das Feuer gelegt? Fiona Strebel von der Staatsanwaltschaft: «Die Brandermittlungen sind noch am Laufen.»
Sicher ist: Morris V. soll zuerst einmal für drei Monate in U-Haft. Zudem wird ein psychiatrisches Gutachten über ihn erstellt. Er ist nicht geständig. Ein Verfahren wegen qualifizierter Brandstiftung hat er trotzdem am Hals. Eventuell kommt noch Gefährdung des Lebens dazu. Mieter Luciano Marangi: «Wir könnten nämlich alle tot sein.»
* Name der Red. bekannt