Am Sonntagabend um 21 Uhr knallt es in Sins AG. Nachbarn alarmieren die Polizei. Die Einsatzkräfte finden in einer Privatwohnung oberhalb des Restaurants Mexicano zwei am Kopf verletzte Schweizer vor. Der eine ist 66, der andere 61 Jahre alt.
Beide werden ins Spital gebracht. In der Wohnung stellte die Polizei eine Gaspistole sicher, sagt Roland Pfister, Mediensprecher der Kantonspolizei Aargau, gegenüber BLICK. Ob es jedoch die Tatwaffe war, müssen die Ermittlungen noch zeigen. Insbesondere wer wem welche Verletzungen zugefügt hat, wird noch untersucht. Die beiden Männer waren alkoholisiert.
«Einen Streit schliesse ich eher aus»
In der Wohnung oberhalb des Restaurants lebt Paul H.* (66). Ihm wird die Bleibe seit gut zehn Jahren vom Mexicano-Wirt Stefano Florida (57) untervermietet. Auch den 61-jährigen Bekannten von Paul H. kennt der Wirt. Was genau am Sonntagabend in der Wohnung geschehen ist, weiss Florida dagegen nicht genau.
«Ich denke aber, da geschah nichts Bösartiges. Einen Streit schliesse ich eher aus. An ein Spiel glaube ich genauso wenig.» Sein Mieter sei eher ein Mann, der durch einige soziale Maschen gefallen sei. «Paul ist sicher kein bösartiger Mensch. Im Gegenteil, er ist sehr liebenswert. Er ist aber manchmal dem Alkohol zugeneigt – und wenn er trinkt, verfällt er in Depressionen.» Florida sorgte sich schon öfters, dass sich Paul H. etwas antun könnte. «Aber wir sind immer für ihn da.»
«Ich habe mir selber in den Kopf geschossen»
Zwei Tage nach den Schüssen in Sins äussert sich jetzt der Schütze Paul H. zur Tat selbst. Demnach hat H. im Grappa-Suff seine Luftpistole geholt und seinen Kollegen gefragt, ob er ihm in den Hut schiessen soll. «Er hat gesagt, das geht sicher nicht. Das Kügelchen geht nicht durch», sagt H. zu «Tele M1». Der 66-Jährige drückt ab. Der Schuss habe seinen Kollegen an der Stirne erwischt.
«Ich habe dann noch einen Schuss in die Decke gegeben», erinnert sich der Schütze. Er habe seine Waffe daraufhin nachgeladen. «Dann habe ich mir die Pistole an den Kopf gehalten und habe mir selber in den Kopf geschossen», sagt H. weiter. Paul H. sackt zu Boden, ist bewusstlos. Sein Kollege wählt den Notruf.
Streit im Suff soll zu Schussabgabe geführt haben
Die Pistole, für die es keinen Waffenschein braucht, habe H. aufgrund einer früheren Mitgliedschaft in einem Pistolenverein noch gehabt. Die Schüsse am Sonntagabend sind wohl nicht ausschliesslich auf den Alkoholkonsum der Männer zurückzuführen.
Denn eigenen Angaben zufolge sei Paul H. von seinem Kollege an jenem Abend angemacht worden. Hinzu sei auch gekommen, dass der 61-Jährige ihm Geld schulde. Darum sei es auch zum Streit zwischen den beiden Männern gekommen.
Schussverletzung mit zwei Stichen genäht
«Wahrscheinlich bin ich auch etwas ausgerastet, weil ich momentan keinen Job habe. Und nicht arbeiten darf», erklärt der 66-Jährige. Die Schusswunde, die sich Paul H. an der Schläfe selbst zugefügt hat, musste schliesslich mit zwei Stichen genäht werden.
In Untersuchungshaft befinden sich Paul H. nicht. «Weil die beiden schon befragt werden konnten und keine Verdunklungsgefahr besteht», wie Fiona Strebel, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Aargau gegenüber «Tele M1» sagt. Die Staatsanwaltschaft Aargau hat gegen den Schützen eine Verfahren wegen versuchter schwerer Körperverletzung eingeleitet.
* Name geändert