Schon wieder Prozess gegen den St.-Ursen-Brandstifter
Zaugg zündet gegen die Richterin

Eines ist sicher: Aufmerksamkeit hat Andres Zaugg (68) mit seinen Aktionen. Seit Jahren. Jetzt lief er in einem Prozess in Olten sogar gegen die Richterin heiss.
Publiziert: 31.01.2018 um 18:05 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:00 Uhr
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Andres Zaugg (68) am Mittwoch vor dem Amtsgericht in Olten SO.
Foto: Ralph Donghi
Ralph Donghi

Lange war es ruhig um Andres Zaugg (68). Um den Mann, der 2009 ein Metallteil auf eine Schiene legte, 2010 mit einer Bomben-Attrappe in einem Zug stand und 2011 die St.-Ursen-Kathedrale in Solothurn anzündete.

Doch am Mittwoch tauchte Zaugg wieder auf. Vor Gericht in Olten SO. Grund: Er hatte am 19. Oktober 2016 seine Zelle im Untersuchungsgefängnis Olten angezündet. Dies, weil er nach verbüsster Strafe nicht freigelassen wurde, sondern fürsorgerisch untergebracht werden sollte. Neun Tage später entschied das Verwaltungsgericht: Zaugg darf gehen.

Zivile Polizisten im Gerichtssaal

Nun musste er sich der Richterin stellen, weil er den Strafbefehl mit einer bedingten Geldbusse nicht akzeptiert hatte. Doch er will nicht übers Feuer reden, das er mit einem Wasserkocher gelegt hat. «Es geht um ganz anderes», sagt er auf dem Anklagestuhl – bewacht von zwei zivilen Polizisten.

Schnell wird klar: Zaugg wollte in Haft einmal mehr auf «Missstände im Justizsystem» aufmerksam machen. Diesmal auch «auf Rauchgasmelder, die dort nicht funktionierten», so Zaugg. «Es war Notwehr!»

Die Richterin bleibt cool

Er sagt zudem, er habe nie einen fairen Prozess gehabt. Und: Sein «widerrechtlicher Freiheitsentzug» sei zu entschädigen. Seine Tagesgage betrage 450 Franken. Er sei 2164 Tage gesessen.

Die Richterin cool: «Ich nehme das so zu den Akten.» Das Thema sei jedoch die Sachbeschädigung. Zaugg: «Ich mache das Theater nicht mehr mit. Übungsabbruch!» Die Richterin kontert: «Gibt es nicht.»

Böse Worte von Zaugg

Jetzt hat Zaugg genug. Mit Unterstützung aus dem Publikum – darunter Kuno W.* (54), der bei einem Berufungsprozess von Zaugg einen Richter biss –, greift er die Richterin mit teils bösen Worten an.

Diese verurteilt Zaugg am Ende, erklärt seine Motive aber als nachvollziehbar. Und da er unrechtmässig festgehalten worden sei, werde die Geldstrafe umgangen.

Und der zu zahlende Schaden von 10'894 Franken? «Ich habe kein Einkommen», sagt Zaugg nach dem Urteil zu BLICK. Ob er das Urteil akzeptiert, wisse er noch nicht.

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