Einbruch im Recycling-Paradies
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Die Leute suchen Geld:Einbruch im Recycling-Paradies

Schon über ein Dutzend Einbrüche im Recycling-Unternehmen der SVP-Grossrätin
Warum ist Ihr Schrott so attraktiv, Frau Bertschi?

Karin Bertschi (28) hätte allen Grund, sauer zu sein. Auf die Einbrecher, die ihre Recycling-Sammelstellen im Aargau heimsuchen. Doch die Unternehmerin und SVP-Frau bleibt cool. Und erklärt, warum es Diebe immer wieder auf ihren Schrott abgesehen haben.
Publiziert: 07.01.2019 um 18:31 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2019 um 19:48 Uhr
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Karin Bertschi (28), Aargauer Recycling-Unternehmerin und SVP-Grossrätin, in ihrem Büro im Gespräch mit BLICK.
Foto: Ralph Donghi
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Ralph DonghiReporter News

Karin Bertschi (28) ist das Lachen nicht vergangen. Dabei hätte die Aargauer Recycling-Unternehmerin und SVP-Grossrätin allen Grund dazu. Denn: «In der Nacht auf letzten Samstag wurde schon wieder in unser Recycling-Paradies eingebrochen», so Bertschi zu BLICK.

Diesmal habe es die im 2014 eröffnete Sammelstelle in Hunzenschwil AG getroffen. Geschäftsführerin Bertschi: «Sie rissen eine Lichtpaneele beim Eingang auf und gingen rein. Ob etwas gestohlen wurde, ist noch unklar. Geld aber sicher nicht.»

Mit Bagger Eingangspforte gerammt

Vor gut einem Jahr wurde bereits das Recycling-Paradies in Reinach AG heimgesucht, das seit 2010 existiert. Dort wurden mit einem Bagger die Eingangspforte aufgerammt, 400 Franken geklaut und ein Schaden von gut 30’000 Franken hinterlassen. Später fasste man zwei junge Schweizer.

Einzig in die Entsorgungshalle in Muri AG ist noch nicht betroffen. «Sie ist auch erst seit Dezember 2018 offen», grinst Bertschi.

Über ein Dutzend Einbrüche seit den Eröffnungen

Dann wird sie erstmals konkreter, was die Anzahl Einbrüche betrifft. «Es waren total über ein Dutzend seit den Eröffnungen.» Sie habe zwar Videoüberwachungen, «aber die helfen selten».

Warum ist Bertschis Schrott überhaupt so attraktiv für Diebe? «Diese Leute suchen in erster Linie Geld», vermutet die Politikerin. «Aber sehr viele Kunden bezahlen mit Karte. Und wenn mal Geld da ist, bleibt es nachts nicht in den Büros, sondern geht direkt zur Bank.» So würden Einbrecher eben anderes mitnehmen. «Werkzeug oder alte Velos etwa», sagt Bertschi.

Anwalt wollte Einbrecher mit Geld freikaufen

Doch vielmehr beschäftige sie, dass kürzlich ein Anwalt eines gefassten Einbrechers aus Nigeria seinen Klienten bei ihr «mit Geld freikaufen» wollte, wenn sie die Anzeige zurückziehe. «Das geht gar nicht!»

Jetzt dringt die Politikerin in ihr durch. «Es darf nicht sein, dass so der Staat indirekt einen ausländischen Einbrecher freikauft.» Bertschi ist nicht auf das Angebot eingegangen. «Unabhängig vom Betrag: Es geht ums Prinzip!» Vielmehr wünscht sie sich eine gerechte Strafe und «sollte es das Gesetz so vorsehen, eine Ausschaffung».

Aufwand unverhältnismässig gross

Bei anderen Dieben war dies nicht möglich. «Entweder wurden sie nicht erwischt oder es waren Betrunkene wie die zwei jungen Schweizer, die aus der Region kamen», sagt Bertschi. Anzeige bei der Polizei mache sie nur, wenn der Schaden gross sei oder viel Material weggekommen ist. Der Aufwand sei für sie und die Polizei unverhältnismässig hoch.

«Ansonsten mache ich einen Aufruf auf unserer Facebook-Seite», sagt Bertschi. «In der Hoffnung, dass vielleicht ein Kunde einer Aussensammelstelle etwas gesehen hat. Die haben bei uns 24 Stunden offen.» Schon mehrmals seien durch ihre Kunden sachdienliche Hinweise gegeben worden, die auch zur Ermittlung der Täterschaft führten.

Noch diesen Frühling soll das vierte Recycling-Paradies öffnen. In Spreitenbach AG. Und dann verrät Karin Bertschi: «Wir wollen auch ausserhalb des Aargaus Sammelstellen eröffnen.» Und fügt lachend an: «Am liebsten ohne Einbrecher.»

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