Die Raser von Suhr AG zeigen sich uneinsichtig
3:39
Beiden droht eine hohe Strafe:Die Raser von Suhr AG zeigen sich uneinsichtig

Raser von Suhr AG reden sich um Kopf und Kragen
Milutin (145 km/h) und Mehmet (156 km/h) halten sich für harmlos

Mehmet B. (22) und Milutin S. (20) blochten mit ihren Boliden im wahnwitzigen Tempo auf einer 80er-Strecke bei Suhr AG. Im BLICK-Gespräch zeigt sich: Die beiden Raser sind verlegen, aber uneinsichtig. Für ihren Tempo-Exzess droht dem Duo nun eine hohe Strafe.
Publiziert: 09.07.2019 um 22:15 Uhr
|
Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:05 Uhr
1/10
Einer der Raser von Suhr AG: Milutin S. (20) ging der Kantonspolizei Aargau mit 145 km/h ins Netz.
Foto: Ralph Donghi
RMS_Portrait_AUTOR_940.JPG
Ralph DonghiReporter News

Sie kamen beide in der Schweiz zur Welt. Wuchsen im Aargau auf. Fanden einen Job, machten das Billett – fuhren stolz ein schnelles Auto. Der Schweizer Milutin S.* (20) mit serbischen Wurzeln – und der Türke Mehmet B.* (22).

Seit letztem Samstag haben die beiden Ärger am Hals. Nach BLICK-Recherchen sind sie das Duo, das kurz nach 23.30 Uhr ausserorts zwischen Suhr AG und Hunzenschwil AG geblitzt wurde. Milutin S. raste in einem blauen Audi S3 (210 PS) mit 145 km/h über die 80er-Strecke. Mehmet B. donnerte mit einem schwarzen BMW M3 Competition (450 PS) mit 156 km/h hinterher.

Sie kannten sich nicht

«Stimmt», gibt Milutin S. verlegen zu, als BLICK ihn daheim besucht. Er schiebt die Schuld auf Mehmet B.: «Ich kannte ihn nicht. Er kam mir schon vor der Ausserortsstrecke nahe. Ich dachte mir: Will der ein Rennen machen?» Er habe sich aber nicht darauf eingelassen, obwohl sein Verfolger «nahe auffuhr».

Sicher ist: Der mobile Blitzer der Kantonspolizei Aargau registriert bei Milutin S. kurze Zeit später – und nach Abzug der Toleranz – 59 km/h zu viel! Seine Ausrede: «Ich habe nicht auf den Tacho geschaut, das Gas ging einfach voll ab.»

Er gibt zu: «Als es blitzte, dachte ich: Oh nein, jetzt ist es fertig!» Doch schon im nächsten Satz gibt er die Schuld Mehmet B., der ihm gefolgt war: «Hätte ich vor dem Blitzer noch gebremst, wäre er in mich reingefahren. Er fuhr zu nahe und hat mich bedrängt!»

Beide vorläufig verhaftet

Auch Mehmet B. wird geblitzt – unmittelbar hinter Milutin S. Dem Türken werden am Ende 69 km/h zu viel zur Last gelegt! Beide werden kurz darauf gestoppt: Milutin S. fast vor der Haustür, Mehmet B. in Hunzenschwil.

Die Polizei nimmt die Raser vorläufig fest. Sie müssen das Billett, ihre Autos und die Handys abgeben. Am nächsten Morgen dürfen sie wieder gehen. Nun haben sie eine Strafuntersuchung wegen des sogenannten «Raserartikels» am Hals.

Fristlose Kündigung erhalten

Milutin S. spürt schon erste Konsequenzen: «Mein Chef hat mir als Chauffeur fristlos gekündigt.» Er habe eben schon mal einen Fehler gemacht und auf der Autobahn rechts überholt.

Er ist froh, dass der Occasions-Audi, den er fuhr, seinem Bruder gehört: «Er kriegt ihn wieder!» Dafür macht ihm nun die Jobsuche «ohne Billett» grosse Sorgen. Zerknirscht sagt er: «Ich hätte mich nicht provozieren lassen und ihn vorbeifahren lassen sollen.»

Auch Mehmet B. redet mit BLICK

Mehmet B. redet daheim ebenfalls mit BLICK. Er gibt zu, hinter Milutin S. gefahren zu sein. Er beteuert: «Ich habe ihn nicht bedrängt. Es war kein Rennen.» Doch ist auch ihm klar: «Wir fuhren zu schnell!»

Er hadert, warum er mit höherem Tempo erwischt wurde als Milutin S. – denn er habe ja genügend Abstand gehabt: «Sicher nicht weniger als drei bis fünf Meter.» Klar, es sei schon nahe, und er wisse, dass es nicht richtig war. Er bereut sein Vergehen und verspricht: «Es ist das erste und letzte Mal gewesen.»

BMW war nur geleast

Und sein BMW? «Ich habe ihn für 1036 Franken im Monat geleast. Er wird wohl zurück an die Leasingfirma gehen.» Seinem Chef werde er «wohl» noch von der Raserei erzählen müssen – es sei jetzt halt «scheisse» ohne Billett und Auto.

Dann wird Mehmet B. kleinlaut – und sagt: «Ich weiss schon, dass ich mein Leben und das von anderen riskiert habe. Es tut mir wirklich mega leid.» Der Türke hofft, dass er später nicht ins Gefängnis muss. Er weiss: «Ich würde wohl ausgeschafft.»

Die beiden Raser geben sich harmlos und geläutert, doch am Ende hat Mehmet B. noch einen selbstentlarvenden Tipp für Gleichgesinnte: «Wenn ihr drücken wollt, dann geht nach Deutschland.»

* Namen bekannt

Es geht noch viel schneller!

Am 10. Februar donnert David H.* (34) auf der Autobahn A7 in Richtung Kreuzlingen TG. Mit seinem Seat Leon ST Cupra und der Freundin auf dem Beifahrersitz donnert der Deutsche bei Frauenfeld um 0.19 Uhr in eine Radarfalle.

Der Blitzer misst 249 km/h – ein trauriger Schweizer Rekord! Morgen muss sich der Mann mit Wohnsitz im Kanton Basel-Land wegen grober Verletzung der Verkehrsregeln vor dem Bezirksgericht Winterthur ZH verantworten. Dort hatte die unfassbare Raserfahrt ihren Anfang genommen.

Seinen Führerschein ist H. bis auf weiteres los, sein Auto haben die Behörden beschlagnahmt. Um eine Gefängnisstrafe dürfte der Tempobolzer dagegen herumkommen: Im Prozess, der im abgekürzten Verfahren stattfindet, wird eine Bewährungsstrafe von 20 Monaten gefordert.

* Name bekannt

Am 10. Februar donnert David H.* (34) auf der Autobahn A7 in Richtung Kreuzlingen TG. Mit seinem Seat Leon ST Cupra und der Freundin auf dem Beifahrersitz donnert der Deutsche bei Frauenfeld um 0.19 Uhr in eine Radarfalle.

Der Blitzer misst 249 km/h – ein trauriger Schweizer Rekord! Morgen muss sich der Mann mit Wohnsitz im Kanton Basel-Land wegen grober Verletzung der Verkehrsregeln vor dem Bezirksgericht Winterthur ZH verantworten. Dort hatte die unfassbare Raserfahrt ihren Anfang genommen.

Seinen Führerschein ist H. bis auf weiteres los, sein Auto haben die Behörden beschlagnahmt. Um eine Gefängnisstrafe dürfte der Tempobolzer dagegen herumkommen: Im Prozess, der im abgekürzten Verfahren stattfindet, wird eine Bewährungsstrafe von 20 Monaten gefordert.

* Name bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Derzeit sind keine Kommentare verfügbar.