Bekannte hegen bösen Verdacht
War Rupperswil ein Ritual-Mord?

Viel wurde bisher spekuliert über den nach wie vor ungelösten Vierfach-Mord von Rupperswil AG. Eine These jedoch kam noch nie ins Spiel: Dass die Täter aus einer speziellen Gruppierung kommen. Diesen bösen Verdacht hegen jetzt Bekannte der Getöteten, die BLICK einen langen Brief geschrieben haben.
Publiziert: 04.05.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 21:30 Uhr
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Nachgestellt: Film-Foto vom «Aktenzeichen XY ... ungelöst»-Dreh: Die Morde werden am 8. Juni als prominenter Fall im ZDF und auf SF2 ausgestrahlt.
Foto: Thomas Lüthi
Ralph Donghi

Noch immer rätselt die Schweiz: Wer hat am 21. Dezember 2015 Carla Schauer (†48), ihre Söhne Davin (†13) und Dion (†19) sowie dessen Freundin Simona Fäs (†21) in Rupperswil AG gefesselt, erstochen und angezündet? Über ein mögliches Motiv und allfällige Täter schweigen sich die Ermittler weiter aus.

Nun erreichte BLICK ein 13-seitiger Brief von Bekannten der Familie Schauer. Anonym. Dafür mit detaillierten Hinweisen und Fotos, die Böses belegen sollen. Die These der Verfasser: Die Mörder könnten aus dem Bekanntenkreis kommen und einer speziellen Gruppierung angehören. «Es finden sich Bilder und Grafiken, wie sie unter Horror-Fans und Anhängern der sogenannten Schwarzen Szene beliebt sind», sagt Sektenexperte Georg Otto Schmid (49).

Die Spur führt zu Okkultisten

Er analysierte den Brief für BLICK. Auffallend ist, dass  Angehörige und Bekannte der Opfer auf ihren Facebook-Profilen «Glowing Eyes» (glühende Augen) gepostet oder ihre Augen auf den Bildern gefärbt haben. Laut Schmid ist das eine Sympathiebekundung zur Schwarzen Szene. Deren Vertreter hören Metal- oder Gothicmusik, sehen gern Horrorfilme, kleiden sich schwarz und treffen sich auf Friedhöfen.

«Gelegentlich», sagt Schmid, «kommen einzelne Leute auf die Idee, mit okkulten Ritualen zu ex­perimentieren. Daraus kann mit der Zeit ein verschworener Zirkel entstehen, der auch vor Straftaten nicht zurückschreckt.» Die beginnen mit Sachbeschädigungen und gehen bis zum Diebstahl eines Tieres, das geopfert wird.

Der Sektenexperte weiter: «Schliesslich kann der Mord an vermeintlichen Verrätern folgen.» Das heisst: Wenn eine Person eine solche Gruppe verlassen wolle, könne das für den Zirkel so bedrohlich werden, dass er keinen anderen Ausweg mehr sehe, als den Aussteiger umzubringen.

War dies bei der Familie Schauer so? War es ein Ritual-Mord? Experte Schmid schliesst das nicht aus. Er bringt Dion und seine Freundin ins Spiel: «Es kommt nicht selten vor, dass junge Männer, die in eine okkulte Extremgruppe geraten sind, durch eine neue Freundin dazu gebracht werden, den Zirkel zu verlassen.»

Was bedeutet das für die Ermittler? «Radikale okkulte Zirkel sind meist nicht sehr gross und bestehen oft aus Menschen, die sich ohnehin nahe stehen, was unauffällige Treffen leicht möglich macht», erklärt Georg Schmid.

Auch für den Bargeldbezug von Carla Schauer an zwei Banken hat der Sektenexperte eine Erklärung: «Wenn eine okkulte Extremgruppe die Grenze zur Kriminalität überschritten hat, wäre es denkbar, dass sie die vermeintlichen Verräter vor ihrer Bestrafung auch finanziell ausnimmt.» Dass Carla Schauer bei den Banken nicht um Hilfe bat, könnte bedeuten, dass sie beobachtet wurde. Auch der 21. Dezember ist ein spezielles Datum. «Die Wintersonnenwende steht für den Triumph der Sonne über die Nacht, den Sieg des Lichtes über die Finsternis. So deuten das Datum die neuen Heiden- und Hexen-Kreise», sagt Schmid. Der Tag sei aber auch bei manchen Okkultisten beliebt, «handelt es sich doch um den kürzesten und damit dunkelsten Tag des Jahres».

Für die Angehörigen bleibt es der schwärzeste Tag ihres Lebens. Denn die Täter sind nach wie vor nicht gefasst. Die Staatsanwaltschaft Aargau wollte sich «aus ermittlungstaktischen Gründen» nicht zu den BLICK-Recherchen äussern.

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