Kaum jemand hat ihn gesehen, aber alle wissen: Es ist kein Krokodil, kein Alligator, sondern ein Kaiman! Das rätselhafte Reptil, das vor einer Woche im Hallwilersee gesichtet worden sein soll, bringt alles mit, was Legenden brauchen. Ein Fischer, der sich sicher ist, dass das Vieh existiert, wie er gegenüber BLICK mehrmals betonte. Die Polizei, die attestiert, dass der Fischer sehr erfahren sei. Zwei Mädchen, denen laut der SRF-Sendung «10 vor 10» niemand glauben wollte, als auch sie den Kaiman erspähten.
Und jetzt weiss man von noch einem Schwimmer, der sich bei der Kantonspolizei Aargau gemeldet hat, wie Sprecher Max Suter BLICK bestätigt. «Er sagte, er habe ein ‹krokodilähnliches Tier› im Wasser gesehen», so Suter.
In unseren Köpfen lebt er
Ganz unabhängig davon, ob der Hallwilersee-Kaiman je auftaucht oder nicht: Er wird weiterleben, zumindest in unseren Köpfen. Der deutsche Sozialpsychologe Dieter Frey erklärt, wieso: «Wenn ein Phänomen nicht nachgewiesen werden kann, aber viele Menschen dran glauben, nennt man das soziale Realität.» Wenn diese Phänomene überdies Träume oder Sehnsüchte ansprechen, haben sie noch grössere Chancen, dass sie geglaubt werden, so der Experte für Massenpsychologie.
Hilfreich ist auch, wenn die Phänomene häufig wiederholt werden, etwa durch eine intensive Medienberichterstattung. «Dann entsteht so was wie ein Bewusstsein dafür. Die Leute denken: Irgendwas wird da schon dran sein.»
Typisch Schweiz: klein und herzig
Klassische Beispiele sind das Loch-Ness-Monster in Schottland, der Schneemensch Yeti im Himalaya oder Bigfoot in den USA. Diesen Wesen haftet laut Dieter Frey etwas «Mysteriöses, manchmal sogar Bedrohendes» an. Auch der Hallwilersee-Kaiman passt in diese Kategorie. Wenn er laut Augenzeugen – typisch Schweiz – auch eine Nummer kleiner und «herzig» zu sein scheint.