Polizeieinsatz in Bremgarten AG eskaliert
Ohrfeigen, Trash-Talk und Blut

Die Polizei rückt in die Wohnung von Rita C. (56) aus Bremgarten AG aus. Es kommt zum Disput. Beleidigungen fallen. Beide Seiten sollen handgreiflich geworden sein. Rita C. landet im Spital. Nun liegt der Fall beim Staatsanwalt.
Publiziert: 14.09.2018 um 17:05 Uhr
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Aktualisiert: 15.09.2018 um 09:45 Uhr
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Rita C. (56) aus Bremgarten AG hatte einen Streit mit ihrem Ex-Mann. Der Streit eskaliert. Der Ex-Mann ruft die Polizei. Die Polizei rückt aus und schaut bei Rita C. vorbei.
Foto: zVg
Nicolas Lurati

Am Nachmittag des 24. August diesen Jahres ereignet sich in Bremgarten AG ein skurriler Polizeieinsatz.

Dem Einsatz geht ein Streit zwischen einem ehemaligen Ehepaar voraus: Rita C.* (56) aus Bremgarten geht bei ihrem Ex-Mann vorbei, der in Jonen AG lebt. Sie will zwei Hunde bei ihm abholen. Es kommt zum Disput. Die gelernte Reinigungsfachfrau pöbelt ihren Mann an und verpasst ihm eine Ohrfeige.

Das Opfer der Prügel-Attacke setzt seine Ex-Gattin in ein Taxi und schickt sie nach Hause. Dann alarmiert er die Kantonale Notrufzentrale wegen häuslicher Gewalt.

«Verdammter Bulle»

Zwei Beamte der Regionalpolizei Bremgarten rücken aus und besuchen Rita C., die mittlerweile in ihrer Wohnung eingetroffen ist. Erneut wird es laut. Rita C. beleidigt die Polizisten. Einen der beiden Beamten bezeichnet die Frau als «verdammten Bullen». Der Polizist soll dann gemäss Rita C. folgende Worte ausgesprochen haben: «Mit dieser Frau würde ich nicht Sex haben wollen. Mit allen anderen hingegen schon.»

Manfred Tschannen, Chef der Regionalpolizei Bremgarten, bestätigt den Einsatz bei Rita C. gegenüber BLICK. Zum angeblichen verbalen Ausrutscher des Beamten meint er: «Das höre ich jetzt zum ersten Mal.» Er könne es zum jetzigen Zeitpunkt weder bestätigen noch dementieren.

Platzwunde bei der Schläfe

Aus irgendeinem Grund eskalierte die Situation. Gemäss Tschannen ohrfeigte Rita C. den Polizisten: «Sie traf den Beamten nicht mit voller Wucht, da dieser den Schlag abwehrte.» Rita C.: «Ja, ich habe eine Ohrfeigen-Bewegung gemacht. Aber ich habe ihn nicht geschlagen, sondern bloss weggestossen, da er mich am Arm festhielt.»

Tschannen sagt wiederum: «Mein Mitarbeiter wollte sie nicht verletzen. Er wehrte sich gegen die Attacke von Frau C. Leider traf er sie bei der Abwehraktion mit seiner Hand am Kopf.»

Rita C. stürzt. Ihr Kopf schlägt gegen die Küchenkombination, bevor sie zu Boden fällt. Sie erleidet eine Platzwunde an der Schläfe. Daraufhin alarmiert Polizist C.M.* die Ambulanz. Sanitäter holen Rita C. ab und bringen sie ins Kantonsspital nach Baden.

Polizeichef Tschannen bedauert, dass es beim Einsatz zu einer Verletzung gekommen ist: «Das tut mir leid. Es war keineswegs die Absicht meines Mitarbeiters, Frau C. zu verletzen.» Der Polizist habe keine internen Konsequenzen zu befürchten, so Tschannen. «Er hat sich angemessen verteidigt auf einen tätlichen Übergriff gegen seine Person. Er hat seinen Job gut und richtig gemacht.»

Die Aggression sei ganz klar von Rita C. ausgegangen. «Sie hat sich von Anfang an ungebührlich verhalten», so Tschannen. «An diesem Nachmittag war sie stark alkoholisiert. Dies war sicherlich ein Mitgrund für diese Eskalation. In der Folge wollte sich mein Mitarbeiter bloss schützen.»

Rita C. bestätigt, dass sie betrunken war: «Ich hatte eineinhalb Flaschen Weisswein intus. Es tut mir leid, dass ich den Polizisten beleidigt habe. Ich weiss, dass man so etwas nicht tut.»

Nicht das erste Rencontre zwischen Polizei und Rita C.

Rita C. sagt, dass sie wegen des Vorfalls immer noch Kopfschmerzen habe. Doch der Vorfall hat ihr aufgezeigt, dass sie in ihrem Leben dringend etwas ändern muss: «Ich habe professionelle Hilfe in Anspruch genommen. Ich will, dass so ein Vorfall nie mehr vorkommt.»

Der Vorfall wird wohl ein rechtliches Nachspiel haben: Rita C. schickte ein Dokument an Tschannen, in dem sie Anzeige gegen den Beamten erstattet. Die Polizei wiederum erstattet Anzeige gegen Frau C. wegen Beamtenbeleidigung, tätlichen Angriffs auf einen Beamten und Widerstands gegen die Staatsgewalt.

Tschannen: «Sowohl das Dokument von Frau C. wie auch unseren Rapport haben wir an die Staatsanwaltschaft Muri-Bremgarten weitergeleitet. Die Staatsanwaltschaft muss dann beurteilen, ob es für eine oder beide Seiten strafrechtliche Konsequenzen haben wird.»

Der Vorfall vom 24. August war nicht das erste Rencontre zwischen Rita C. und der Bremgartner Polizei. Tschannen: «Frau C. ist uns bekannt. Wir mussten schon mehrmals ausrücken. Sowohl ihre Tochter wie auch ihr Ex-Mann alarmierten uns und bezichtigten sie der häuslichen Gewalt. Immerhin sieht Frau C. ihr Fehlverhalten jetzt ein und hat den gesamten Sachverhalt klargestellt.»

* Namen der Redaktion bekannt

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