«Ich hatte schlaflose Nächte und zweifelte an mir»
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Erich Marrer mit 170 geblitzt:«Ich bin doch nur 85 km/h gefahren»

Polizei verblitzt sich auf der Autobahn in Rothrist AG bei Erich Marrer (65) um das Doppelte!
«Ich bin doch nur 85 km/h gefahren»

Erich Marrer (65) ist in Rothrist AG auf die A1 eingebogen, freut sich auf Ferien im Tessin. Da wird er geblitzt. Mit 170 km/h! Doch er weiss, dass er nur 85 km/h auf dem Tacho hatte. Sein Kampf mit der Polizei beginnt. Aber erst nach den Ferien, als er die Post öffnet.
Publiziert: 10.09.2020 um 22:51 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2020 um 22:54 Uhr
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Kann es immer noch nicht glauben, was ihm passiert ist: Erich Marrer (65).
Foto: Ralph Donghi
Ralph Donghi

Erich Marrer (65) aus Lostorf SO schüttelt den Kopf. «Ich wurde mit 170 km/h auf der A1 geblitzt», so der pensionierte Pharmamanager zu BLICK. Dabei steht fest: «Ich bin doch nur 85 km/h gefahren.»

Marrer spricht vom 18. August. «Ich war auf dem Weg ins Tessin.» Bis nach der A1-Einfahrt in Rothrist AG geht alles gut. «Ich habe mich hinter einem LKW eingereiht.» Um 9.38 Uhr passiert es. Marrers Mercedes wird geblitzt! Er schaut auf den Tacho, sieht die 85 und weiss: «Dort war Tempo 100.» Es sei für ihn deshalb erledigt gewesen.

Nach den Ferien im Tessin folgt der Schock

Anfang September kommt Marrer wieder heim. Als er die Post öffnet – ein Schock! «Ich wurde auf den Posten der Kantonspolizei Olten eingeladen. Wegen eines Vorfalls vom 18. August.» Ihm kommt sofort der Blitzer in den Sinn.

Er ruft auf dem Posten an und erfährt, dass es «um eine Geschwindigkeitsübertretung» geht. Marrer hakt nach. «Als ich erfuhr, dass ich mit etwa 170 km/h geblitzt worden sei und das auf dem Radarbild stehe, fiel ich fast vom Stuhl.»

«Gopfertori, jetzt gehe ich auf den Posten!»

Marrer interveniert. Man verspricht ihm, dass ihn ein Radar-Spezialist anrufen werde. «Ich schlief schlecht und hörte einen Tag lang nichts.» Er ruft erneut an. Wieder vergebens. «Am Nachmittag sagte ich mir: Gopfertori, jetzt gehe ich auf den Posten!»

Dort kann Marrer mit dem Spezialisten intern telefonieren. «Unfassbar, er sprach davon, dass bei einem Richterspruch mein Auto abgeholt werde und ich in den Knast käme. Ich sah nur noch schwarz.» Erneut wehrt er sich. «Ich bin sicher nicht mit 170 hinter einem LKW gefahren.»

Geschwindigkeit doppelt so hoch angezeigt!

Marrers Intervention ist erfolgreich. «Der Spezialist sagte, dass er es nochmals mit den Aargauern anschauen werde», so Marrer. Am 9. September ruft ihn der Spezialist an. «Er sagte, dass ich entlastet sei.» Meine erfasste Geschwindigkeit sei von den Aargauern aus Versehen doppelt so hoch erfasst worden.

BLICK fragte bei der Kapo Aargau nach. Sie bestätigt, dass der Lenker geblitzt wurde. «Bei der Messung handelt es sich jedoch um eine ‹Doppelreflexionsmessung›, die durch eine spezielle Konstellation der Position eines Lastwagens mit dem PW zustande kam», erklärt Sprecherin Aline Rey. «Dabei wird fälschlicherweise der doppelte Messwert angezeigt.»

Kapo Aargau spricht von «menschlichem Versagen»

Bei der Übertragung der Daten durch das Auswertungspersonal sei diese Doppelreflexion nicht erkannt worden und der Vorhalt automatisiert an die Kapo Olten zur Anzeigeeröffnung gegangen. Später wurde die «Fehlmessung» erkannt. Rey: «Der Polizist in Olten hat den Lenker über diese Tatsache orientiert und sich für unseren Fehler entschuldigt.»

Rey hält fest: «Solche Messungen kommen äusserst selten vor und werden normalerweise bei der Auswertung erkannt. Dabei dürfte es sich um ein menschliches Versagen handeln.» Es sei auch kein anderes Fahrzeug falsch geblitzt worden. «Unsere Mitarbeiter wurden erneut auf solche seltenen Konstellationen hingewiesen und werden künftig, bei solchen Bildkonstellationen, genauer hinschauen.»

Marrer ist erleichtert, dass er recht bekommen hat. «Der Fall zeigt, dass es sich lohnt, wenn man sich wehrt. Sonst hätte ich noch vor Gericht und in den Knast gehen müssen.»

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