Nach Schimmel-Schockfotos aus Villmergen AG
Die Gemeinde wehrt sich – und bessert trotzdem nach

Schimmlige Wände, muffige Teppiche, Cannabisrauch im Treppenhaus: Der BLICK berichtete über die prekäre Situation in einer Notwohnung der Gemeinde Villmergen AG. Jetzt widerspricht der Gemeinderat – und schickt dennoch Bauarbeiter hin.
Publiziert: 06.02.2019 um 13:33 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2019 um 14:22 Uhr
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Der Gemeinderat widerspricht zwar dem BLICK-Bericht. Trotzdem tut sich was in der Wohnung.
Foto: Michael Sahli
Michael Sahli

Die Bilder der Notwohnung, in der die Gemeinde Villmergen AG Familie A.* einquartieren will, sprechen eine deutliche Sprache: Dunkle Flecken wuchern an den Wänden, kaputte Haushaltsgeräte stehen herum, die Wände sind mit teils bizarren Sprüchen verschmiert («Kammer des Grauens»).

BLICK hat die Schimmel-Bilder vor der Publikation verschiedenen unabhängigen Experten vorgelegt.

Fazit: Es handelt sich dabei um den potenziell giftigen Pilz. 

Familienvater Bikhitiyar A., der mit Frau und fünf Kindern heute in die Vier-Zimmer-Wohnung einziehen soll, sagte BLICK, man erwarte keinen Luxus. Aber: «Ein Baby und ein Kind mit offenen Wunden am Bein kann man hier nicht einquartieren!»

Gefälligst dankbar zeigen

Mit den Vorwürfen konfrontiert, reagierte Gemeinderätin Rosmarie Schneider-Wuffli (SVP) am Montag zunächst ungehalten. Die Familie, sowieso eine Problemfamilie, solle sich gefälligst dankbar zeigen, dass sie überhaupt eine Wohnung bekomme.

Nachdem sie die Fotos von BLICK zugeschickt bekommen hatte, wollte sich die Politikerin die Wohnung dann doch persönlich anschauen. Und: Sie sorgte sich um ihr Image, bat darum, dass kein Bild von ihr veröffentlich werde.

Gemeinde widerspricht BLICK – und schickt Arbeiter

Gestern hat der Gemeinderat die Resultate der Begehung in einer Stellungnahme verlautbart. Das Fazit ist widersprüchlich. Die Vorwürfe von BLICK seien nicht korrekt, im O-Ton heisst es: «Die meisten Darstellungen entsprechen nicht den Tatsachen.» Aber: «Bei der nochmaligen Besichtigung wurden noch zusätzliche Arbeiten in Auftrag gegeben.»

Auch Familienvater Bikhitiyar bestätigt: Noch am Tag der BLICK-Publikation fuhren Bauarbeiter vor der Schimmelwohnung auf. Es wurde offenbar geputzt, und nicht funktionierende Geräte wurden aus der Wohnung getragen. Ob noch weitere Arbeiten geplant sind, wollte der Gemeinderat nicht konkretisieren.

Schimmel mit Chemikalien behandelt

Fakt ist: Auch am Tag 2 wurde intensiv in der Wohnung nachgebessert. Zum Beispiel gegen den Schimmelbefall: Ein Teil des Verputzes wurde in mehreren Zimmern rausgeschlagen und mit Chemikalien behandelt. Auch das Bad wurde komplett in Plastik gepackt. Die Wohnung soll in Kürze bezugsbereit sein.

Es gibt noch einen anderen Hoffnungsschimmer für Familie A.: Es haben sich Leute gemeldet, die Familie A. vielleicht eine Wohnung vermieten würden. «Ich bin in Kontakt mit diesen hilfsbereiten Menschen», sagt Familienvater Bikhitiyar A. Nur: «Wir haben fast keine Zeit mehr.» Eine Lösung ausserhalb der Gemeinde käme gar nicht ungelegen: «Wir fühlen uns hier nicht respektiert – und mögen nicht mehr streiten.»

*Name der Redaktion bekannt

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