Mustang-Schrottfahrer Hasan K. (22) korrigiert die Polizei
«Es sind 507 PS – nicht 500!»

Er liebt es, wenn es ihn wie in einem Flugzeug in den Sitz drückt. Doch diesmal ging das Manöver nach hinten los.
Publiziert: 30.01.2014 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:49 Uhr
1/6
Hat ohne einen Kratzer überlebt: Hasan K.* (22).
Foto: Ralph Donghi
Von Ralph Donghi

Die Mittagspause endet für Hasan K.* (22) mit einem Totalschaden: Auf dem Rückweg vom Spar am Dienstag fährt der Schweizer seinen Ford Mustang Shelby GT500 in Untersiggenthal AG gegen eine Wand.

«Eigentlich wollten wir den BMW X5 meines Stifts nehmen», sagt Polymech Hasan K. aus Oberrohrdorf AG. Dann fällt ihm ein, dass er neue Musik in seinem Shelby hat. Darum nehmen sie den Mustang.

Bei der Hinfahrt geht alles noch gut. Lehrling Marvin T.* (20) kauft ein Sandwich, Hasan K. ein Getränk. Aber auf der Rückfahrt knallts. Mit seinem 500 PS starken Wagen habe Hasan K. «massiv beschleunigt», meldet die Aargauer Kantonspolizei. «Es sind 507 PS!», korrigiert Hasan K. «Und ‹massiv beschleunigt› ist übertrieben. Ich habe halt im zweiten Gang kurz Gas gegeben.»

Das Auto schiesst über die Schiffmühlestrasse. Eigentlich habe er nur auf 30  oder 40 Stundenkilometer beschleunigen wollen, sei aber schnell auf 60 oder 70 gewesen. Erlaubt wären 50 km/h.

«Das hat nichts mit Rasen zu tun», verteidigt sich K. «Jeder, der ein solches Auto hat, weiss wie cool es ist, im zweiten Gang zu beschleunigen. Man wird wie im Flugzeug in den Sitz gedrückt!»

Am Dienstagmittag gibt Hasan K. zu viel Schub. Das Heck bricht aus. Der Shelby kommt rechts von der Strasse ab. Hassan K. gibt Gegensteuer, touchiert den Trottoirrand, das Auto rammt einen Stromverteilerkasten, dann ­einen Kandelaber. Hasan K.: «Ich konnte nichts mehr tun, alles ging so schnell. Der Shelby fuhr das Bord hinab, überschlug sich.» Mit dem Dach voran prallt der Amischlitten in eine Mauer bei der Altenburg-Garage.

«Wir sassen in der Küche», sagt Automechaniker Alexander Piekos (20). «Plötzlich hörten wir ein Quietschen, dann einen Knall.» Lärm sind sich die Garagenangestellten gewohnt – aber nicht solchen: «Den Mustang hören wir jeden Morgen und Abend vorbeifahren.» Weil Hasan K. den Verteilerkasten abrasiert hat, ist die Garage eineinhalb Stunden lang ohne Strom. Der Gesamt-Sachschaden beträgt gegen 60 000 Franken.

Hasan K. und Marvin T. bleiben unverletzt. «Wir müssen froh sein, dass wir das überlebt haben», sagt Hasan K. Als ­seine Mutter vom Crash hört, fährt sie sofort zum Unfallort. «Sie hat fast geweint. Der Unfall hat sie mehr mitgenommen als mich.»

Hasan K. und der Ford Mustang, das war Liebe auf den ersten Blick: «Ich hing sehr am Shelby. Ich bin traurig, habe die ganze Woche freigenommen.» Erst vor etwa sechs Monaten leaste er das Auto, für 700 Franken im Monat. «Zum Glück habe ich eine Vollkasko-Versicherung», sagt der Aargauer. «Ich glaube, da ist Grobfahrlässigkeit inklusive.»

Schuld sei er schon am Unfall, sagt Hasan K. «Es ist blöd gelaufen. Aber ich bin kein Raser. Mein Billett ist weg. Ich bin schon gestraft genug. Jetzt muss ich mit dem Bus zur Arbeit!»

* Name der Redaktion bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden