Maria Sbordone (30) beklagt Ärztepfusch ihrem kleinen Moreno (5)
«Er wird nie ein normales Leben führen können»

Maria Sbordone merkt, dass mit ihrem Baby etwas nicht stimmt. Eine unentdeckte Bronchiolitis, darauf folgt eine Lungenentzündung und eine Blutvergiftung. Doch das ist nur der Anfang.
Publiziert: 11.09.2013 um 20:14 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2018 um 02:28 Uhr
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Moreno muss wegen seiner Bronchien regelmässig ans Inhaliergerät.
Foto: Thomas Lüthi
Von Ralph Donghi

Maria Sbordone schwieg lange. BLICK berichtete 2009 anonym über ihren Fall. Jetzt hat die Serviceangestellte aus Muhen AG ­genug. «Meinem Sohn geht es immer schlechter», sagt sie. Verantwortlich dafür macht sie das Kantonsspital Aarau (KSA).

Rückblick: Moreno kommt am 7. Februar 2008 auf die Welt. «Drei Monate zu früh, per Notkaiserschnitt», sagt Sbordone. Ihr Bub wiegt gerade mal 840 Gramm. Aber: «Er war gesund und machte grosse Fortschritte.»

Dann nimmt das Drama seinen Lauf. «Man verlegte ihn auf die offene Neonatologie-Abteilung. Dort lag ein Baby mit dem RS-Virus. Moreno wurde angesteckt.» Das Virus verursacht schwere Atemwegserkrankungen und kann für Babys tödlich sein.

Etwas stimmt nicht

Die geschiedene Mutter merkt, dass ihr Söhnchen  «immer schwerer hustet», und verlangt eine Röntgenuntersuchung. Das habe keiner hören wollen. «Doch ich beharrte auf einer Zweitmeinung.»

Später hätten die Ärzte gemerkt, dass es eine Bronchiolitis ist, die sie bei Moreno übersehen hatten. Mit dem Frühchen ging es bergab. «Er wurde drei Mal wiederbelebt, zwei Mal war ich dabei.» Weil Moreno in Lebensgefahr gewesen sei, habe man ihn ins Kinderspital Zürich verlegt. «Er hatte eine starke Lungenentzündung und eine Blutvergiftung. Er musste vier Wochen lang künstlich beatmet werden, verlor zwei Drittel seines Dickdarms, und die Darmklappe war kaputt.» Aber Moreno überlebt!

Und das KSA? Das Spital habe ihr damals 10 000 Franken gezahlt, wie BLICK 2009 berichtete. Die Klinik teilte mit, in «solchen Fällen» eine Haftpflichtregelung zu treffen, mit der sich die Betroffenen verpflichten, keine weiteren Forderungen zu stellen.

Damit war für Sbordone der Fall erledigt. Aber: «Da wusste ich natürlich noch nicht, was das später alles für ein Ausmass annehmen würde», sagt sie heute.

Das Unglück geht weiter

Für Sbordone ging das Drama weiter: «Ich bin seit Morenos Entlassung im August 2008 mehrmals zur Nachkontrolle ins KSA gegangen. Vor zwei Wochen merkten die Ärzte, dass sein rechter Lungenflügel nicht mehr richtig funktioniert. Moreno wird vielleicht später auf Sauerstoff angewiesen sein und nie ein normales Leben führen können.» Sport werde für ihren Sohn tabu sein, ebenso wie ein körperlich anstrengender Beruf. Möglicherweise werde er ein Leben lang Medikamente nehmen müssen.

Das Spital soll Kosten übernehmen

Sbordone wünscht sich, dass das Spital die Kosten für Morenos weitere Behandlungen übernimmt. «Auch in Zukunft, wenn Moreno etwas für seine Gesundheit kaufen muss.» Doch stattdessen müsse sie zusätzlich den Selbstbehalt der Krankenkasse zahlen.

BLICK schickte dem Kantonsspital am Montag per E-Mail einen Fragenkatalog mit der Bitte um Stellungnahme. Die Klinik verwies auf die «ärztliche Schweigepflicht» und ermutigte die Mutter, mit der Rechtsabteilung des Spitals Kontakt aufzunehmen. Sbordone: «Für mich ist die Sache nicht erledigt. Ich werde weiterkämpfen – für meinen Sohn.»

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